Bukowinafreunde

Verbindungsplattform für Buchenlanddeutsche, deren Nachkommen
und an der Bukowina Interessierte weltweit

Czernowitz – Heimat vieler Nationalitäten
Bukowina – Kulturelles Umfeld

Bukowina – Deutschsprachige Literatur


Bukowina-Plattform vermittelt Wissen über die Bukowina
Historie, Kulturelles, Soziales, Aktuelles

Bukowina (Buchenland) und Bukowina-Deutsche (Buchenlanddeutsche) im Fokus

Alfred Wanza (l)  und Emilian Fedorowytsch (r) im
 Gästehaus der Familie Sava in Pojoritta  (Südbukowina)
Alfred Wanza (l) und Emilian Fedorowytsch (r) im
Gästehaus der Familie Sava in Pojoritta (Südbukowina)

Ziele der Bukowina Plattform Bukowinafreunde: prismenartige Beleuchtung der Vergangenheit der Bukowina und Propagierung der toleranten Bukowiner Geisteshaltung

Die am östlichen Karpatenbogen gelegene bis 1918 österreichische “Bukowina”, von den Deutschen in der Übersetzung auch Buchenland genannt, deren Territorium von 1774 bis 1940 nordöstliche Gebiete des heutigen Rumänien und gen Norden anschließende Gebiete der heutigen Ukraine umfasste, war das kleinste, östlichste und multiethnischste Kronland Österreichs.

Über mehrere Generationen hinweg war die Bukowina zugleich das Heimatland vieler Deutscher.

Die Feststellung, dass sich immer mehr Nachkommen der Ende 1940 ins Deutsche Reich umgesiedelten fast 100.000 Deutschen dafür zu interessieren beginnen, woher ihre Vorfahren stammen und unter welchen Bedingungen sie gelebt haben, hat uns dazu bewogen, mit der Bukowina Plattform die Tür zur Vergangenheit einen Spalt breit zu öffnen, um der Nachkommenschaft der Buchenlanddeutschen einen fundierteren Bezug zur Heimat ihrer Vorfahren zu geben.

Darüber hinaus wollen wir nicht nur dem vorab genannten Personenkreis sondern auch weiteren Interessierten, einschließlich der breiteren Öffentlichkeit, die wirtschaftlichen und kulturellen Leistungen des Deutschtums, die unter voller Einbeziehung aller Nationalitäten der Bukowina hart erarbeitet wurden, näher bringen.

Neben der geschichtlichen Vergangenheit sowie Interessantem und Aktuellem aus der Bukowina und Deutschland, soll auszugsweise auf besondere Leistungen einzelner Ethnien der Bukowina in den Bereichen Literatur, Musik, Kunst und Brauchtum eingegangen werden.

Beispiele für ein gutes Zusammenleben unterschiedlicher Ethnien und Religionen möchten wir besonders hervorheben. Die Aufgeschlossenheit und Gastlichkeit der Bukowiner und eine Reihe weiterer spezifischer Eigenschaften gehören mit zum Erbe vergangener Zeiten. Wir möchten bewußt das Verbindende und Positive betonen. Die politische Ebene und das Eingehen auf diesbezügliche Problemstellungen bleiben im Grundsatz ausgeklammert, da dies nicht zu den primären Zielsetzungen unseres Portals gehört. Jegliche Aktivität der Bukowinafreunde innerhalb des Portals erfolgt in unabhängiger und informeller Form. Der Einsatz ist ehrenamtlich und basiert auf Liebe und Respekt zur Heimat unserer Vorfahren.


Hintergrund der Bukowina Plattform: Lebensbedingungen, Lebensart und Leistungen der Buchenlanddeutschen in Vergangenheit und Gegenwart

Auf den Reisen durch die Heimat unserer Eltern machten wir uns Gedanken, wie man – mit Bezug auf die Buchenlanddeutschen – die Vergangenheit der Bukowina und die Erinnerung an ihr einmaliges kulturelles Umfeld wach halten kann. Mit den Inhalten dieses Portals glauben wir unserem Ziel ein Stück näher gekommen zu sein und insbesondere den Nachkommen der Buchenlanddeutschen einen Weg zur geistigen Verbundenheit mit der Bukowina zu weisen.

Die Schilderung des Aufbaus der Bukowiner Strukturen, der seinerzeitigen fruchtbaren Nationalitäten-Symbiose, der Vielfalt der Religionen und der im Jahre 1940 folgenden Umsiedlung und Integration bietet in ihrer übersichtlichen, bisher nicht vorhandenen kompakten Präsentation eine wertvolle Information. Sie dürfte auch viele im Bildungsbereich Tätige ansprechen, denn sie zeigt ein Musterbeispiel für die Möglichkeit einer gedeihlichen Koexistenz gemäß dem “Bukowiner Modell”, in dem jede nationale Gruppe ihre Besonderheiten bewahren und ihre geistige und materielle Kultur entwickeln konnte.

Bukowiner und deren Nachkommen sind schwerpunktmäßig nicht nur in Deutschland und Österreich, sondern über die ganze Welt verteilt. Auch in der Bukowina selbst leben noch Buchenlanddeutsche und deren Nachkommen, die ihre Kultur weiter hegen und pflegen und deren politische, wirtschaftliche und kulturelle Verbindung zu Deutschland sich für beide Seiten positiv auswirkt. Es wäre begrüßenswert, wenn diese Plattform Interessierte zusammenführen würde. Die Öffnung des Ostens ermöglicht ein gegenseitiges Kennenlernen und kann zu vertiefenden Kenntnissen, Kontakten, Toleranz und positivem Miteinander dar Völker beitragen. Auch über die eigene Familienforschung, der wir ein größeres Kapitel gewidmet haben, können sich Buchenlanddeutsche der Thematik “Bukowina” annähern.

Im Interesse der Bewahrung und Weitervermittlung der Geisteshaltung und Lebensart der Bukowiner empfehlen wir, sich bei noch lebenden Zeitzeugen über interessante Lebensgeschichten zu informieren, diese in medialer Form festzuhalten und historische Dokumente sowie beschriftete Photos gut aufzubewahren.

Besonders dankbar sind wir dem ehemaligen Vorsitzenden des niedersächsischen Landesverbandes der “Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen (Bukowina) e. V.”, Herrn Alfred Wenzel (+ 2018), an dessen organisierten Fahrten in die Bukowina wir mehrmals teilnehmen durften, Herrn Oberstudienrat Peter Tanzel (+ 2006), der uns anlässlich privater Erkundungsfahrten im Buchenland ein unentbehrlicher und mit profundem Wissen versehener Reisebegleiter war und uns die Augen für viele verborgene Schönheiten des Landes geöffnet hat und all denjenigen in Deutschland, Österreich und der Bukowina, die zum Entstehen unseres Werkes beigetragen haben.

Buchenland das deutsche Wort für Bukowina.


Wer sind die Buchenlanddeutschen?

Bereits ab 1782 folgten deutsche Siedler aus Südwestdeutschland, Böhmen, der Zips und der Österreichischen Monarchie dem Werberuf Österreichs und ließen sich in der seit 1774 zum Habsburger Imperium gehörenden, am östlichen Karpatenbogen liegenden Bukowina nieder, wo sie mit fast einem Dutzend Nationalitäten verschiedenster Religionsbekenntnisse friedlich zusammenlebten – mit ordentlicher wirtschaftlicher Versorgung, einem ausgefeilten Verwaltungs- und Schulsystem, einem blühenden Kultur- und Vereinsleben, einem breitgefächerten Pressewesen und einem Landtag mit einem Nationalitätenparlament, das dem Kronland einen Bukowiner Ausgleich erarbeitete, kurz gesagt, in einem Europa im Kleinformat auf 10.442 km² (entspricht ungefähr der Größe des österreichischen Bundeslandes Kärnten).

Gemäß der Volkszählung von 1910 lag die Anzahl der Deutschen bei 9,2 %. Weitere Landesbewohner stellten die Ruthenen (Ukrainer) mit 38,4 %, die Rumänen mit 34,4 %, die Juden mit 12,0 % und Bewohner anderer ethnischer Zugehörigkeiten wie Polen, Armenier, Ungarn, Lippowaner, Slowaken u.a. 6,0 %

Führt man den Zeigefinger auf der Landkarte Europas in den Nordosten Rumäniens, bis zur Stadt Suceava und von dort beginnend über die rumänisch-ukrainische Grenze hinaus, bis zur 40 km dahinter liegenden ukrainischen Stadt Černivci (ausgesprochen Tscherniwzi), weitere Schreibweisen: Cernăuţi (rumänisch), Czernowitz bzw. Tschernowitz (deutsch), Czerniowze (poln.) – dann quert man das Gebiet, in dem sich zwischen 1775 und 1918 das kleinste, östlichste und multinationalste Kronland Österreichs befand, die Bukowina – von den Deutschen in der Übersetzung auch Buchenland genannt.

Im Jahre 1918 übernahm Rumänien die gesamte Bukowina. Österreich musste aufgrund der Kriegsereignisse auf sein östlichstes Kronland verzichten. Während der Norden des Landes, beginnend mit der zweiten Hälfte des Jahres 1940, von den Sowjets okkupiert wurde und heute samt der ehemaligen Hauptstadt der Bukowina Czernowitz Bestandteil des ukrainischen Staatsgebietes ist, verblieb die Südbukowina bei Rumänien.

Auf Basis des Molotow-Ribbentrop-Abkommens und einer weiteren Vereinbarung mit Rumänien wurden gegen Ende 1940 im Rahmen der Umsiedlung der Buchenland-Deutschen (Heim ins Reich) innerhalb weniger Monate insgesamt 95.770 Personen aus der Nord- und kurze Zeit danach auch aus der Südbukowina Richtung Deutschland umgesiedelt. Sie kamen in vorbereitete Lager, von wo aus sie überwiegend in den Ostgebieten ansässig gemacht wurden und 1945 zusammen mit anderen Vertriebenen geflohen sind. Eine größere Anzahl von von ihnen – zumeist Facharbeiter – kam in die “Hermann-Göring-Werke” (jetzt Salzgitter AG) nach Salzgitter-Lebenstedt.

Nach Kriegsende beteiligten sich die deutschen Umsiedler aus der Bukowina am Aufbau des zerstörten Landes und gründeten bereits 1949 in der Bundesrepublik Deutschland die “Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen (Bukowina) e. V.” (Registerlöschung 2020). Nach 1989 bekamen auch die in der ehemaligen DDR angesiedelten Buchenlanddeutschen Zugang zu diesem Verband. In Österreich besteht ein eingeständiger Verband unter der Bezeichnung „Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen in Österreich“.

Aufgrund der interessanten Vergangenheit der Bukowina und ihres äußerst positiven kulturellen Umfeldes – u. a. wurde in der Stadt Czernowitz 1875 die östlichste deutschsprachige Universität gegründet, heute Nationale Jurij-Fedkowytsch-Universität Czernowitz – etablierten sich in Deutschland (Augsburg), der Südbukowina (Rădăuţi) und der Nordbukowina (Černivci) Bukowina-Forschungszentren, die sich in Zusammenarbeit mit regionalen Universitäten der Erforschung des Phänomens Bukowina widmen und im wissenschaftlichen und interkulturellen Bereich Forschungs-, Bildungs- und Kontaktmöglichkeiten für Bukowiner und daran Interessierte bieten.


Die heutigen Bewohner deutscher Nationalität in der Nord- und Südbukowina

Derzeit dürften in der Südbukowina einschließlich der Nachkommenschaft nur noch wenige Tausend Deutsche (Stand 2009) leben, während die entsprechende Zahl in der Nordbukowina bei wenigen Hundert liegt. Einige sind entweder 1940 nicht umgesiedelt oder – bereits nach Umsiedlung – im Verlauf der Kriegsereignisse aus östlichen Teilen Deutschlands in die Bukowina rückgeführt worden, ohne Erstattung ihres früheren Eigentums. Andere sind nach der Deportation aus Sibirien zurückgekehrt. Nach der politischen Wende von 1989/1990 schlossen sich die noch in der Südbukowina lebenden Deutschen im innerhalb Gesamtrumäniens gebildeten „Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien (DFDR)“ zusammen. Ehemalige Kultureinrichtungen wurden den deutschen Vereinen zum Teil zurückerstattet. Die früheren deutschen Kirchengemeinden wurden mit deutscher und internationaler Hilfe teilweise wieder aufgebaut. Gebäude und Einrichtungen der deutschen Foren wurden mit bescheidenen eigenen Mitteln wieder in Betrieb genommen. Hier fehlt es noch an vielem. Gute deutsche Literatur ist noch recht spärlich vorhanden oder sie ist nicht benannt. Das in der Südbukowina bestehende Regionalforum Buchenland, das auch intensive Verbindungen zu den Bukowiner Kulturvereinen anderer Ethnien sowie zu Schulen und Behörden unterhält, befindet sich in der Stadt Suceava. In Radautz besteht ein Verein der Buchenlanddeutschen Radautz.

In der Nordbukowina ist der „Österreichisch-Deutsche Kulturverein“ im Deutschen Haus in Czernowitz ein wichtiger Ansprechpartner. Im Jahr 2010 bestand das Haus an der Herrengasse 100 Jahre seit seiner Eröffnung. Hier stößt man bei Besuchen des öfteren auf deutschsprachige Touristen und Studenten oder Dozenten der Universität Czernowitz. Letztere sind an kulturellen Kontakten und der deutschen Sprache interessiert.

Viele der noch in der Bukowina lebenden Deutschen sind Mitglieder dieser Vereinigungen und pflegen, zum Teil mit ihren einheimischen Ehepartnern und Nachkommen, die deutsche Sprache und das deutsche kulturelle Erbe. Es finden regelmäßige Treffen statt. Auch Angehörige anderer Volkszugehörigkeit sind als Gäste willkommen und nehmen die Kontakte gerne wahr. In Gesangvereinen werden Volks- und Kirchenlieder der Bukowina gesungen. Der Besuch des Gottesdienstes ist vielen eine Herzensangelegenheit und fördert die gegenseitigen Verbindungen.

In all diesen Kreisen wird, ganz im Sinne des bukowinischen Geistes, gegenseitige praktische Hilfestellung geleistet. Die Deutschen in der Bukowina interessieren sich sehr für die Ursprungsheimat ihrer Vorfahren, sie sind sehr gastfreundlich, treten aber eher zurückhaltend auf. Es bestehen keinerlei Integrationsprobleme. Die Deutschen besitzen keinen Sonderstatus und müssen mit den dort üblichen Lebensbedingungen zurechtkommen. Rentner und chronisch Kranke können mitunter die Unterstützung von dritter Stelle gut gebrauchen.

Haben Ihnen die Ausführungen gefallen?
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Emilian Fedorowytsch und Alfred Wanza

Deutschland – September 2009 –
Aktueller Stand: 08. März 2024