Bukowina – Deutschsprachige Literatur


Die Bukowina: deutschsprachige Literatur-Empfehlungen


Einstieg in die Bukowinathematik

Mit dem allgemein festzustellenden Interesse an der eigenen Familienforschung wächst auch die Beschäftigung mit Fragen nach den Umständen der Ansiedlung der Deutschen, sowie deren Lebensbedingungen und wirtschaftlichen wie auch kulturellen Errungenschaften auf dem Gebiet des seinerzeitigen österreichischen Kronlandes Bukowina.

Aufgrund des verlorenen Krieges war Österreich 1918 gezwungen, die Bukowina nach vollzogenem Einmarsch rumänischer Militärverbände und späterem Beschluss der Siegermächte an das Königreich Rumänien abzutreten. Von den 1940 aus der Bukowina ins Gebiet des Deutschen Reiches umgesiedelten Deutschen, die noch aus erster Hand über ihre Heimat berichten könnten, sind nicht mehr allzu viele Personen vorhanden. Eine Reihe von Nachkommen dieser Bevölkerungsgruppe hat  von ihren Eltern und Großeltern – aus welchen Gründen auch immer – nur lückenhafte Informationen über die Bukowina erhalten. Diese Nachkommen möchten in zunehmendem Maße – spätestens nach Erreichen des eigenen Pensionsalters – gern mehr über die seinerzeitigen Lebensumstände ihrer Vorfahren erfahren.

„Der Südostdeutsche“ – Alter Postweg 97 a, 86159 Augsburg, und das der Universität Augsburg angesiedelte „Bukowina-Institut“, Alter Postweg 97 a, 86159 Augsburg, sowie die Leiterin der Bibliothek des Instituts und das seit November 2009 etablierte Internetportal www.bukowinafreunde.de bieten Bukowiner Nachkommen, die ein Interesse an der Thematik Bukowina haben, Hilfestellung sowie Möglichkeiten zu Kontaktaufnahmen.

Ein kostengünstiges Probeabonnement der zweimonatlich erscheinenden Zeitung „Der Südostdeutsche“ eröffnet die Möglichkeit, Aktuelles und Vergangenes aus der Bukowina und der Gemeinde der Buchenlanddeutschen sowie Interessantes aus Südost- und Osteuropa zu erfahren. 

Über die Bukowina wurde in der Vergangenheit eine Unmenge von Büchern verfasst. Bereits eine kurze Recherche bringt Verweise auf mehrere hundert Titel.

Für Einsteiger ist es ein mühseliges Unterfangen, ideale Einstiegsliteratur herauszufiltern. Vielfach setzen einzelne Verfasser bzw. Herausgeber thematische Schwerpunkte oder liefern nicht diejenigen Informationen, die sich manche Interessenten vorstellen. Auch kann es vorkommen, dass Leser aufgrund langatmiger oder sehr spezieller Ausführungen inhaltlich überfordert werden und ihr Interesse erlahmt. Es gilt daher schon aus praktischen Gründen eine erste Auswahl zu treffen.


Bukowina und Czernowitz:im historischen Kontext


Die nachfolgend angesprochenen Bücher stellen eine persönliche Auswahl dar. Sie erscheinen mir dennoch für einen ersten Einstieg und gegebenenfalls eine  Vertiefung in die Thematik „Bukowina“ und „Czernowitz“ als geeignet.

Sollten die Bücher am freien Markt oder seitens der landsmannschaflichen Gliederungen nicht mehr lieferbar sein, verweise ich auf die Bibliothek des Bukowina – Instituts, bei der unter bestimmten Voraussetzungen auch manche Bücher ausgeliehen werden können, oder Suchmöglichkeiten im Internet. Auch der Gedanke, in Einzelfällen eine kostenpflichtige kurze Suchanzeige in der Zeitung „Der Südostdeutsche“ aufzugeben, ist nicht abwegig



Zum Einstieg für Nostalgiker empfehle ich den Reprint eines Klassikers:


1) „Illustrierter Führer durch die Bukowina“

Herausgegeben von Hermann Mittelmann (Czernowitz 1907/1908)

neu herausgegeben von Helmut Kusdat, Wien 2001
mit Unterstützung der Österreichischen Kulturvereinigung und des Österreichisch – Ukrainischen Kooperationsbüros in Lemberg

Mandelbaum Verlag Wien, 148 Seiten – ISBN: 3-85476-48-5

Auszug aus dem Vorwort des Herausgebers:
„… Ich habe mich bemüht, von allem, was im Lande den Fremden interessieren könnte, wenn auch nur in knappen Zügen, ein erschöpfendes Bild zu entwerfen. Weder die Geschichte des Landes, noch seine landschaftlichen Schönheiten, weder die Klöster und Kirchen, noch die Wallfahrtsanstalten sind vergessen worden. Es ist ein Wegweiser, der zwar mit lokalpatriotischer Begeisterung von Stadt zu Stadt, von Berg zu Berg den Gast wie den Einheimischen begleiten wird, …“ Czernowitz, im Mai 1907

Ein schönes, gut fassbares Werk, das die Leser in die Zeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts entführt. Doch ist es kein Reiseführer, der auf die heutigen Lebenswirklichkeiten in der zwischen der Ukraine und Rumänien geteilten Bukowina eingeht.


Das nächste Buch, das von einem exzellenten Kenner der Materie verfasst wurde, trägt den Titel:


2a) „Vom Moldauwappen zum Doppeladler“
Verfasser: Rudolf Wagner 

Herausgegeben von Paula Tiefenthaler und Adolf Armbruster im Auftrag der Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen (Bukowina) e. V., (Augsburg 1991)

Hofmann – Verlag Augsburg, 625 Seiten – ISBN: 3-922865-37-2

Teile des Inhalts u. a.:

  • Die Buchenlanddeutschen (134 Seiten)
  • Die Bukowina und ihre Völkergruppen (69 Seiten)
  • Die Landeshauptstadt Czernowitz (52 Seiten)
  • Die Universität Czernowitz (72 Seiten)
  • Archivdokumente und Quellen zur Geschichte der Bukowina (195 Seiten)


Ein Basiswerk für Buchenlanddeutsche und deren Nachkommen!


Für Geschichtsbeflissene, die ihre Kenntnisse noch weiter vertiefen wollen und sich für übergeordnete Gesamtzusammenhänge interessieren, sei ergänzend auf folgendes Buch hingewiesen:


2b) „Galizien Bukowina Moldau“ Deutsche Geschichte im Osten Europas

herausgegeben von Isabel Röskau-Rydel (Berlin 1999)

Siedler Verlag Berlin, 543 Seiten – ISBN: 3-88680-781-9

Aus der Einführung von Isabel Röskau-Rydel:
„…Das Buch ist den nördlich und östlich der Karpaten liegenden peripheren Kronländern der Habsburger Monarchie gewidmet, nämlich Galizien, der Bukowina und der an diese grenzenden Moldau, einem Land zwischen den Flüssen Pruth und Dnjestr. Galizien und die Bukowina haben in der letzten Zeit an allgemeinem Interesse gewonnen. Dies ist sowohl auf die umwälzenden Ereignisse der Jahre 1989 bis 1991 zurückzuführen, die einen Neuanfang in diesem Teil unseres Kontinents eingeleitet haben, als auch auf die anhaltende Attraktivität der Forschungen zur Geschichte, Kultur und „Mythologie“ des Habsburgerreiches. Die Anziehungskraft dieses Forschungsobjekts liegt vor allem darin, dass die Habsburgermonarchie – gesehen aus einer ferneren zeitlichen Perspektive – als relativ erfolgreicher Versuch des Zusammenlebens verschiedener Völker mit verschiedenen Sprachen und Konfessionen betrachtet werden kann, und zwar vor allem auf dem Hintergrund jener Trümmer, die das zu Ende gehende Jahrhundert der totalitären Ideologien und des Nationalsozialismus in diesem Teil Europas hinterlassen hat. Galizien und die Bukowina spielen unter diesem Aspekt eine ganz besondere Rolle, weil in ihrer Geschichte die Vorteile und die Risiken der Habsburgermonarchie so deutlich zum Vorschein kommen. … “


Ebenfalls ergänzend möchte ich ein weiteres interessantes Buch nennen:


2c) „Buchenland – Hundertfünfzig Jahre Deutschtum in der Bukowina“

Band 16 „Veröffentlichungen des Südostdeutschen Kulturwerks“ Reihe B, Wissenschaftliche Arbeiten

Herausgegeben von Franz Lang (München 1961)

Südostdeutsches Kulturwerk München, 527 Seiten

Sachliches Gesamtbild der deutschen Volksgruppe – ausgewogene Beiträge


Das nächste Buch beleuchtet Czernowitz, die ehemalige Hauptstadt der Bukowina, nicht nur aus dem Blickwinkel der Deutschen, sondern aus der Sicht der fünf größten Ethnien des Landes. Der Titel lautet:


3) „Czernowitz“ – Die Geschichte einer ungewöhnlichen Stadt

Herausgegeben von Harald Heppner (Weimar, Wien, Köln 2000), gedruckt mit Förderung des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung in Wien                       

Böhlau – Verlag Weimar, Wien, Köln, 224 Seiten – ISBN: 3-412-04900-X

Das Werk gliedert sich wie folgt

  • Czernowitz im städtegeschichtlichen Vergleich sowie in der Vergangenheit und Gegenwart
  • Czernowitz im Blickwinkel der Völker: Zu Wort kommen Hochschullehrer aus der Ukraine, Rumänien, Deutschland, Israel und Polen.
  • Erweiterte Blickwinkel

Ein interessantes Werk, das den großen Ethnien der Bukowina ein  gleichberechtigtes Forum gibt und zum besseren Verständnis der Verhältnisse beiträgt.


Ein sehr feines, auch farblich reich illustriertes Werk ist das Buch:


4a) „Czernowitz“ – Eine Stadt im Wandel der Zeit

Herausgegeben von Irma Bornemann, Paula Tiefenthaler und Rudolf Wagner (München, Stuttgart, 1988)

Die Herausgabe dieses Buches wurde vom Bundesinnenministerium/Bonn gefördert.

Landsmannschaft der Buchenlanddeutschen (Bukowina) e. V.
Verlag „Der Südostdeutsche“, München, 210 Seiten

Man sollte dieses Buch unbedingt besitzen.


Zusätzlich: Wer gern alte Photographien und Bilder liebt, kann sich folgenden Bildband besorgen:


4b) „Czernowitz und die Bukowina 1890 – 1910“

Herausgegeben von Helfried Seemann und Christian Lunzer, (Wien 2001)

Verlag und Herausgeber danken Herrn Helmut Kusdat für viele Hinweise, Ratschläge und für Reproduktionsgenehmigung von Bildern seiner Sammlung

ALBUM, Verlag für Photographie Helfried Seemann und Christian Lunzer OEG, Wien – 2 Seiten Text, 126 Photos, ISBN: 3-86164-107- 8


Für Literatur-Liebhaber sei noch ein Schmankerl erwähnt:


5) „Literaturstadt Czernowitz“

Gemeinsames Buchprojekt von Petro Rychlo und Oleg Ljubkiwskyj (Czernowitz 2007)

Literarisches Konzept, Textauswahl, Vorwort, Dichterbiographien von Petro Rychlo
Künstlerisches Konzept, Design des Buches, illustratives Material von Oleg Ljubkiwskyj

Projektkoordination durch Bernd Böttcher

Das Projekt des Bukowina – Zentrums „Literaturstadt Czernowitz“ mit Ausstellung und Textband wurde gefördert von der Deutschen Botschaft Kiew, der Robert Bosch Stiftung und der Georg-Drozdowski-Gesellschaft in Klagenfurt/Kärnten

Bukowina – Zentrum Czernowitz, 231 Seiten

Zum Inhalt:

In ansprechender, lebendiger Form, ergänzt durch dezente, ausgewählte Illustrationen, werden 28 Literaten der Bukowina mit jeweiligem Portrait, Lebenslauf und Leseprobe vorgestellt. Ein Leckerbissen für Literaturliebhaber.

Um in Besitz dieses Werkes zu kommen, werden sich Interessenten wahrscheinlich mit dem Germanisten Professor Dr. phil. Petro Rychlo, Dozent am Lehrstuhl für fremdsprachliche Literatur der Nationalen Jurij-Fedkowytsch-Universität in Czernowitz (Ukraine) in Verbindung setzen müssen.

Anschrift: Herrn Professor Dr. phil. Petro Rychlo, per adr. Jurij – Fedkowytsch, Universität Tscherniwzi, Philologische Fakultät,
vul. Kotzjubynskoho  2,  UA – 58012 Tscherniwzi, Ukraine

Herrn Professor Dr. phil. Petro Rychlo wurde insbesondere für die Übersetzung und Erforschung der deutschsprachigen Literatur und ihre Popularisierung in der Ukraine im Jahr 2012 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.


6) „Die Deutschen aus der Bukowina“ – Herkunft – Umsiedlung/Flucht – Neubeginn

Herausgegeben von Ingrid Nargang (Wien 2013)

Verlag: Eckartschriften Wien, Österreichische Landsmannschaft
112 -Seiten – ISBN: 978-3-902350-47-3

Ein interressantes Büchlein, in dem neben der Bukowina in österreichischer Zeit speziell auf die rumänische Zeit, die Umsiedlung und die rechtliche und soziale Lage der buchenlanddeutschen Umsiedler in Österreich sowie die landsmannschaftliche Entwicklung eingegangen wird.


Abschließend sei noch auf das von Nachkommen der Buchenlanddeutschen herausgegebene Buch hingewiesen:


7) „Bukowinafreunde – Die Bukowina – Das Buchenland
…vergangen und dennoch gegenwärtig

Verfasser Alfred Wanza und Emilian Fedorowytsch
Herausgegeben von Alfred Wanza (Deutschland 2016)

Selfpublishing – bei epubli Deutschland
auf Vorbestellung erhältlich bei allen größeren Buchhandlungen

Das Buch bietet – insbesondere mit seinen Abschnitten „Geschichte der Bukowina“,  „Czernowitz – Heimat vieler Nationalitäten“, „Bildung und Toleranz in der Bukowina“, sowie vielen zusätzlichen interessanten Hinweisen, u. a. zur Familienforschung eine Reihe von kompakten Informationen.



Viel Erfolg und Freude bei Ihren Bemühungen, die Bukowina aktiv kennen zu lernen!


Verfasser: Emilian Fedorowytsch

Deutschland – Januar 2013 –
Aktueller Stand: 15. Mai 2020