Die deutsch-böhmische Siedlung Fürstenthal

Die deutsch-böhmische Siedlung Fürstenthal

von JOSEF WILD

Aus der Entstehungsgeschichte von Fürstenthal ist bekannt, dass die ersten 48 Famiien zwischen 1803 und 1808 aus Böhmen, zumeist aus dem Prahiner Kreis, in die Bukowina gekommen waren. Es handelte sich zunächst um Glasmacher, Holz- und Waldarbeiter und Handwerker, speziell Maurer. In mühevoller, harter Arbeit mussten diese Erstsiedler den Waldboden roden, um Wege und Wohnhäuser für sich und ihre Familien zu errichten. So waren denn auch ihre Häuser anfänglich nur klein, bestanden aus einer Küche und einem Wohnraum, die durch einen Gang verbunden waren. In der Küche befand sich eine Feuerstelle unter dem Kamin; über dem Feuer wurde ein Dreifuß aufgestellt, an dem ein gusseiserner Kochkessel hing. Zum Braten und Backen war neben dem Haus ein gemauerter Backofen errichtet. An das Haus, unter dem gleichen Dach, war ein Viehstall angebaut, so daß man während der schneereichen Wintermonate den Stall direkt aus dem Wohnhaus erreichen konnte. Über dem Haus und dem Stall befand sich der Dachboden zur Aufbewahrung des Viehfutters. Noch während der Jahre zwischen 1920 und 1930 waren zwei, von den seinerzeitigen Einwanderern Fischer (Haus Nr. 10) und Weber (Haus Nr. 11) erbauten Häuser, von deren Ur-Ur-Enkeln bewohnt. Später wurden die alten Häuser abgetragen und Neubauten erstellt.

Dem Gemeinschaftswesen stand ein Bürgermeister, der sogenannte Dorfrichter vor, der mit acht Gemeinderäten, deren Amtszeit auf acht Jahre begrenzt war, die Geschicke der Gemeinde führte. Wer das Amt eines Gemeinderates anstrebte, ließ sich in einer Liste eintragen und die Wahl fand dann, an einem bestimmten Tag, öffentlich statt. Die Anwärter saßen am Tage der Wahl nebeneinander auf einer Bank, während die Wähler der Reihe nach an ihnen vorbeizogen und jedem einzelnen zu riefen: “Du taugst” oder “Du taugst nicht”. Wer die meisten Stimmen erhielt, galt als gewählt. Ähnlich erfolgte die Wahl des Dorfrichters. Erster Dorfrichter war Karl Stadler, der bis 1859 amtierte. Ihm folgte Johann Baumgartner, der von 1859 bis 1888, also 29 Jahre, das Amt innehatte. Dann wurde ein Nachkomme des Karl Stadler, Ferdinand Stadler, von 1888 bis 1919 Bürgermeister und nach ihm, bis etwa Ende der Zwanziger Jahre, Rudolf Pankratz. Während der folgenden Jahre, bis zur Umsiedlung 1940, hatte Fürstenthal sechs Bürgermeister, oder kommissarische Bürgermeister.

Den 48 Erstsiedlerfamilien wurden, neben gärtnerischen und landwirtschaftlichen Nutzflächen 180 Hektar schlagbaren Waldes zur eigenen Nutzung und 160 Hektar Hügelgelände als Weidefläche, die sogenannte Hutweide, zugeteilt. Der Wald wurde unter den Siedlern gleichmäßig aufgeteilt, so daß jeder ein Waldrecht erhielt. Da es in der Folgezeit aber unter den Siedlern und deren Nachkommen wegen der Waldrechte zu Streitigkeiten kam, wurden – auf kaiserlichen Erlaß – die Waldrechte entzogen und der Wald auf die Gemeinde, als Gemeinschaftseigentum, übertragen. Jährlich wurden dann zwei Hektar Wald durchforstet und das geschlagene Holz an die Bewohner im Lizitationswege verkauft. Nach dem Ersten Weltkrieg änderten sich in vielen Bereichen die Verhältnisse. Abgesehen davon, dass die Gemeinde nunmehr den Namen “Voevodeasa” (von voevod = Fürst) führte, wurde der Gemeindewald enteignet und ins Eigentum des rumänischen Staates überführt. Nur mit Genehmigung der Prefectur (Landratsamt), durfte die Gemeindeverwaltung alle zwei Jahre von zwei Hektar Wald Nutzholz schlagen lassen, das dann an die Bevölkerung verkauft wurde.

Im Jahre 1923 fand die Agrarreform statt. Bei dieser Gelegenheit wurden der Gemeinde Fürstenthal rund 120 Hektar Ackerland in Hardeggthal (Codrulvoevodesei) zugewiesen, das zur österreichischen Zeit zum Staatsgestütt gehörte und etwa sechs Kilometer von Fürstenthal entfernt war. Jeder Bewohner, der am Ersten Weltkrieg aktiv teilgenommen hatte, erhielt eine Parzelle von 25 Ar, Kriegsversehrte und Kriegswitwen erhielten eine Doppelparzelle, das Pfarramt und die Schule jeweils fünf Hektar, die grundbürgerlich übereignet wurden. Da es in Fürstenthal selbst, wegen der großen Bevölkerungszunahme, immer mehr an geeigneten Bauplätzen mangelte, haben einige Eigentümer solcher Parzellen darauf ihre Häuser gebaut, womit sie praktisch ihren Wohnsitz von Fürstenthal in die Gemeinde Ober-Horodnik, zu deren Gemarkung die Grundstücke gehörten, verlegten. Ein neuer Dorfplan wurde angelegt, in dem zwei Straßen eingezeichnet waren: Eine “Obere Straße” und eine “Untere Straße”, genannt die “Mittlere”. Von den Nachkommen der 48 Erstsiedlerfamilien wurden in der Oberen Straße 18 Familien – Haus Nr. 1 bis 18 – und in der sogenannten Mittleren Straße zwölf Familien – Haus Nr. 19 bis 31 – eingewiesen; die restlichen Familien zogen in die “Hüttenstraße”. Sowohl hinsichtlich des Schulwesens, als in ganz besonderem Maße in Bezug auf die kirchlichen Belange, die Priesterschaft und das Leben des bekanntesten Sohnes der Gemeinde Fürstenthals, des Erzbischofs Josef Weber, hat Pfarrer Norbert Gaschler sich die Mühe gemacht, historische Daten zusammenzutragen und das Ergebnis seiner Nachforschungen in zwei Beiträgen niederzulegen. So können sich meine diesbezüglichen Ausführungen hauptsächlich auf meine persönlichen Kenntnisse und Erfahrungen sowie auf mündliche Überlieferungen beschränken, die den Beitrag von Pfarrer Gaschler ergänzen sollen. Nachweislich bestand bereits seit 1847 in Fürstenthal eine sogenannte Trivialschule, die vermutlich in einem Privathaus untergebracht war, denn nach meinen Informationen wurde erst zwischen 1818 und 1820 eine einklassige Schule erbaut. Der Lehrer dieser Schule war noch von der Gemeinde gewählt und wurde von der Kirche beaufsichtigt. Erst viel später und weil diese Schule wegen des außergewöhnlichen Bevölkerungsanstiegs den Anforderungen nicht mehr entsprach, wurde 1908 ein massives Schulhaus gebaut, und die einklassige Schule auf eine drei-, dann vier- und fünfklassige Schule ausgebaut und letztlich auf sechs Klassen vergrößert. Diese Schule hatte bereits einen Oberlehrer und fünf Klassenlehrer, die im Staatsdienst standen.

Nach der Angliederung der Bukowina an Rumänien im Jahre 1918, wurde anfangs der zwanziger Jahre die rumänische Unterrichtssprache eingeführt. Für Kinder und Eltern war dies mit ganz erheblichen Schwierigkeiten verbunden, da sie ja die rumänische Sprache kaum oder gar nicht beherrschten. Die zunächst vom neuen rumänischen Staat ins Beamtenverhältnis übernommenen deutschen Lehrkräfte wurden zwar noch eine Weile geduldet, jedoch nahmen die Rumänisierungsbestrebungen allmählich an Intensität zu, bis sich Ende der zwanziger, Anfang der dreißiger Jahre der endgültige Wechsel vollzog: Der damalige Oberlehrer Jakob Mach und seine Frau Stefanie, die als Lehrerin tätig war, wurden ihrer Stellungen enthoben und mussten ihre Wohnung im Schulhaus räumen. An die Stelle von Jakob Mach kam der Lehrer Nichiforel, ein aus Ober-Horodnik stammender Rumäne; die deutschen Lehrerinnen Frl. Heinze, Frl. Bernaczek und Frl. Koslowski wurden nach und nach pensioniert. An ihre Stelle kamen die rumänischen Lehrkräfte Frau Bujescu, die wegen ihrer guten Deutschkenntnisse verständlicherweise bei den Kindern sehr beliebt war, Herr Bodeanu, ein aus Suczewitza stammender Rumäne, die Herren Jonga, Bodnaru und Hiartanu aus dem rumänischen Altreich und Frau Turcanu, eine gebürtige Deutsche (geborene Keil), die bis zur Umsiedlung an der Schule in Fürstenthal tätig waren.

Die Arbeit in der seit 1803, bzw. seit 1822 in Fürstenthal bestehenden Glashütte und in ihren Nebenbetrieben sowie die Forst- und Holzarbeit, vorwiegend für die Belieferung der Glashütte, waren zunächst die einzigen Verdienstmöglichkeiten der Siedler und blieben es auch einige Jahrzehnte lang. Erst 1887 wurde von einem gewissen Baron Popper aus Wien eine Dampfsäge mit sechs Gattern errichtet, in der aber anfänglich nur auswärtige Arbeiter beschäftigt wurden, da ja die Dorfbewohner ihre Arbeitsverträge mit der Glashütte erfüllen mußten. Als 1889 die Glashütte vollständig abbrannte, wurden die ehemals dort Beschäftigten, nach einer kurzen Anlernzeit, als Sägewerksarbeiter aufgenommen. So war es jetzt die Arbeit im Sägewerk, in dem etwa 20 Prozent der Fürstenthaler beschäfigt waren, bis zur Umsiedlung eine ihrer bedeutendsten Einnahmequellen. Der überwiegende Bevölkerungsteil, etwa die Hälfte, blieb aber bei der Forst- und Holzarbeit, rund 25 Prozent arbeiteten als Holzfrächter und Fuhrleute, zu einem geringeren Teil als Förster, Waldaufseher und Waldmanipulanten, eine Art Arbeitsvermittler. Selbstverständlich gab es auch selbständige Handwerker und Gewerbetreibende und zwar vier Wagnermeister, vier Schuhmacher, vier Schmiedemeister und zwei Schreinermeister, zwei Lebensmittelhändler, drei Gastwirte und der Pächter des 1910 gebauten, gemeindeeigenen Gasthofes mit Fremdenzimmern, der jeweils nur an einen einheimischen Bewerber verpachtet wurde. Von den bis zur Umsiedlung in Fürstenthal ansässigen 489 deutschen Familien hatten die allermeisten ein eigenes Haus mit Nebengebäuden, Stallungen für ein bis drei Stück Vieh, Schweine und Geflügel, zumeist auch eine Scheune zur Lagerung von Getreide und Viehfutter, Schuppen für Geräte und Brennholz und landwirtschaftliche sowie gärtnerische Nutzflächen unterschiedlichen Ausmaßes. Zudem hatten die Holzfrächter wegen der Pferdehaltung größere landwirtschaftliche Flächen von drei bis fünf Hektar. Angebaut wurden in erster Linie Kartoffeln und Mais, jedoch auch die üblichen Getreidearten wie Roggen, Weizen und Gerste und Vieh- und Kleinviehfutter. Die Garten- und Feldarbeit wurde hauptsächlich von den Frauen, in Nachbarschaftshilfe, verrichtet, weil die Männer oft wochenlang als Waldarbeiter von Zuhause abwesend waren. Und weil ihre Arbeitsstätten oft in entfernten Waldungen lagen, nahmen sie ihre Verpflegung gleich mit und versorgten sich während dieser Zeit selbst. Ihre Hauptnahrung bestand, wie übrigens die der anderen Dorfbewohner auch, aus Speck, Eiern, Schafskäse und Sauermilch und der unvermeidlichen “Mamaliga”, einem festeren Brei aus Maismehl. Die Holzfäller arbeiteten mit ihrem eigenen Gespann, zunächst handelte es sich um Zweiergespanne, mit welchen sie das geschlagene Holz aus dem Wald zum Sägewerk und von da Bretter und Brennholz zur 14 Kilometer entfernen Bahnstation, nach Radautz, transportierten. Arbeitsplatz und Wohnstätte lagen für viele Sägewerksarbeiter verhältnismäßig weit auseinander. So hatte es sich eingebürgert, dass beim Heulen der Sägewerksirene, die die Mittagspause ankündigte, Ehefrauen und Kinder ihren Ehemännern und Vätern das Essen zum Sägewerk brachten. Die Gemeinde Fürstenthal war eine nahezu geschlossene Siedlung mit Holzhäusern, deren Dächer hauptsächlich mit Schindeln gedeckt waren. Da die Häuser außerdem dicht beieinander standen, bestand die Gefahr, daß bei Ausbruch eines Feuers, ganze Ortsteile in Asche gelegt werden. Die Gemeindemitglieder beschlossen deshalb etwa Ende der zwanziger Jahre, auf Vorschlag des Georg Zimmer, eine freiwillige Feuerwehr ins Leben zu rufen. Erster Feuerwehrkommandant wurde der damalige Bürgermeister von Fürstenthal, Rudolf Pankratz, Stellvertreter Georg Zimmer, Kassier Josef Wild. Aktive Mitglieder waren: Josef Krickel, Franz Aschenbrenner (genannt Beigel), Jakob Stadler (Hornist), Franz Augustin (genannt Girgerl), Michael Straub, Franz Straub und Ludwig Kuffner (genannt Nenkerl). Eine Feuerwehrspritze wurde für 140.000 Lei von der Gemeinde angeschafft und dem Verein zur Verfügung gestellt. Glücklicherweise mußte die Feuerwehr während ihres Bestehens nur zweimal, bei kleineren Bränden im Sägewerk Hersch Adelstein an der Suczewitzastraße, eingreifen.

Wenn die Fürstenthaler auch fleißig, arbeitsam und sparsam waren und die waldreiche Gegend, in der sie lebten, ihnen zuweilen recht kargen, immerhin aber einigermaßen gesicherten Verdienst bot, langte das Einkommen bei den meisten der sehr kinderreichen Familien (acht und mehr Kinder waren durchaus keine Seltenheit), gerade noch, um die wichtigsten Lebenskosten zu bestreiten und das tägliche Brot zu sichern. Für außergewöhnliche Notfälle, wie sie sich zum Beispiel beim unerwarteten Tod des Familienernährers oder bei Ausbruch einer Viehseuche eintreten konnten, gab es keine Reserven. Eine Sozialhilfe im heutigen Sinne gab es damals nicht. Dem alten Wort getreu, “hilf’ dir selbst, dann hilft dir Gott”, beschlossen die Fürstenthaler Anfang der dreißiger Jahre, einen Selbsthilfeverein zu gründen. Der Aufruf zu einer Bürgerversammlung, bei der die Angelegenheit besprochen werden sollte, hatte großen Erfolg: Die Gründung des Vereins wurde beschlossen und der Vorstand auch gleich gewählt. Zum ersten Vorsitzenden wurde Michael Straub, zum zweiten Matthias Gaschler gewählt; Beisitzer wurde Alois Geschwentner. Die Gemeinde wurde in sieben Zehntschaften eingeteilt und sieben Kassiere gewählt, die die Beiträge ihrer jeweiligen Zehntschaft zu kassieren hatten. Da die Männer – wie bereits gesagt – tagelang aus dem Dorf abwesend waren, wurden sie, bei Eintritt eines Notfalles, von ihren Frauen vertreten, die solchermaßen zum Dienst an der Dorfgemeinschaft herangezogen wurden. Es war deshalb sinnvoll, einen Frauenschaftsverein zu gründen, der den Selbsthilfeverein bei seinen Aufgaben tatkräftig unterstützte. Zur ersten Vorsitzenden dieses Vereines wurde die Ehefrau des damaligen Gemeindesekretärs, Frau Albertine Manek, gewählt; zweite Vorsitzende wurde Frau Barbara Straub; ferner gehörten weitere sieben Frauen dem Vorstand an. Frau Barbara Straub, die im Juli 1978, im 79. Lebensjahr, in Wathlingen (Kreis Celle) verstorben ist, verdanke ich die hier abgedruckte Zehntschaftsliste, die sie seinerzeit für den Selbsthilfeverein aufgestellt hatte. Diese Liste hat sie in Zusammenarbeit mit Landsmann Josef Krickel aus Lindau, mit den Rufnamen und Berufsbezeichnungen vervollständigt. Sowohl Frau Straub als auch Herrn Krickel sei an dieser Stelle für ihre wertvolle Mithilfe gedankt. In kürzester Zeit zählte der Selbsthilfeverein über 400 Mitglieder, die als Aufnahmegebühr zehn Lei zu entrichten hatten. Die so zusammengekommene beträchtliche Summe von über 4.000 Lei wurde als Reservefonds für etwaige eintretende Not- und Härtefälle, auf ein Konto bei der Raiffeisenbank in Fürstenthal hinterlegt. (Leiter der Raiffeisenbank war bis zur Umsiedlung Friedrich Schnell.) Aus diesem Fonds wurde in der Regel bei Todesfällen ein einmaliger Betrag von 1.000 Lei an die Hinterbliebenen ausbezahlt. Ebenso wurden Geldbeträge bei außergewöhnlichen Anlässen (in einem Sommer fielen allein 15 Milchkühe dem Milzbrand zum Opfer, was bei manchen Familien einen echten Notstand auslöste) als Soforthilfe gewährt. Nach jedem eingetretenen Hilfsfall wurde von den Mitgliedern ein Betrag von jeweils fünf Lei kassiert und der Reservefonds wieder aufgefüllt. In der “Katholischen Kirchenwacht” Nr. 18 von 1938, wurde auf Seite fünf ein Bericht, gezeichnet vom damaligen Dorfmann, Michael Straub, abgedruckt, aus dem Zweck und Arbeitsweise des Vereins besonders deutlich werden: “Schon seit dem Jahre 1935 besteht in unserer Gemeinde eine Selbsthilfeorganisation, die im Rahmen der Nachbarschaften durchgeführt wird. Sie gliedert sich in drei Gruppen, die Sterbehilfe, Hilfe für arme Familien und die Viehversicherung. Diese Selbsthilfe verfolgt den Zweck, durch gegenseitige Hilfeleistung, besonders bei Unglücksfällen in Haus und Stall einander beizustehen. Im Jahre 1936 hatte die Sterbehilfe 40.800 Lei Einnahmen und zahlte für 21 Sterbefälle 31.800 Lei Beihilfen aus. Die Sterbehilfe für arme Familien unterstützte drei Familien mit 6.000 Lei. Die Einnahmen aus der Viehversicherung betrugen 51.274 Lei, die genannte Summe wurde für 26 Unglücksfälle im Stall an einer Viehseuche, genannt Milzbrand, ausbezahlt. Im Jahre 1937 betrugen die Einnahmen der Sterbehilfe 34.432 Lei, ausbezahlt
wurden für 17 Sterbefälle 25.709 Lei. Für eine arme Familien wandte die Sterbehilfe 7.000 Lei auf. In der Viehversicherung betrugen die Einnahmen und Ausgaben 33.448 Lei. Ein Mutterschutzverein, der noch nicht lange Zeit bestand, hatte bereits im vergangenen Jahr in acht Fällen Beihilfe geben können. Fürstenthal war eine sehr arme Gemeinde und lebt größtenteils von Wald- und Sägearbeit, nebenbei von einer kleinen Landwirtschaft. Durch diese gegenseitige Hilfe aller konnten sie erreichen, daß niemand mehr bei besonderen Härtefällen ein Grundstück oder ein Viehstück zu verkaufen brauchte und dass vielen armen Familien geholfen werden konnte.”

Abschließend scheint mir erwähnenswert, daß 1866 in Fürstenthal die Cholera ausgebrochen war, die annähernd ein Zehntel der Bevölkerung, zumeist Kinder und Jugendliche, dahinraffte. Und ebenso erwähnenswert werden sollte auch eine andere Begebenheit, die sich am 10. Juli 1887 zugetragen hat: Der in der Bukowina sehr verehrte Kronprinz, Erzherzog Rudolf, begab sich am frühen Morgen dieses Tages, von Radautz kommend, wo er zu Besuch weilte, über Suczewitza zur Besichtigung des Gestüttpostens auf der Luczyna-Alpe. Als dies bekannt wurde, versammelten sich die Fürstenthaler, um ihrem Kronprinzen zu sehen und zu begrüßen. Als er dann ankam und aus dem Wagen stieg, umringten ihn einige Glasbläser und bliesen für ihn, aus einer bereitgehaltenen Glasbläserpfeife, eine riesengroße Glasglocke. Zur Erinnerung an diesen Tag wurde dann, an der gleichen Stelle, ein Denkmal errichtet. Es bestand aus einem steinernen Sockel, auf dem ein Obelisk ruhte, an dessen Spitze eine steinerne, österreichische Kaiserkrone angebracht war. Dieses Denkmal steht heute noch, allerdings wurde die Gedenkplatte mit Inschrift gleich nach dem Ersten Weltkrieg entfernt und lag jahrelang vergessen, auf dem Dachboden des Gemeindeamtes in Suczewitza; ebenso fehlt ein Teil der Krone.