Die “Austria Statue von Czernowitz”

Die Austria kehrt zurück nach Czernowitz – von Reinhold Czarny

Das alte Austria-Denkmal in Czernowitz
Das alte Austria-Denkmal
Ein Modell der Austria-Statue in Czernowitz
Ein Modell der Austria-Statue

Zusammenfassung der Ereignisse um die Austria-Statue von Czernowitz (Bukowina) und die künstlerischen– und kulturellen Aktivitäten des Instituts für Kulturresistente Güter aus Österreich.

Anlässlich der Hundertjahrfeier der Zugehörigkeit der Bukowina zu Österreich am 4. Oktober 1875 erlebte Czernowitz einige bedeutende Ereignisse, wie die Gründung der Franz Josef Universität und am damaligen Hauptplatz der Stadt, welcher 1790 angelegt und zuerst Holzmarkt, später „Criminalplatz“ hieß, die Enthüllung der Austria-Statue. An dieser Feier sollte auch der Kaiser Franz Josef teilnehmen, aber aus irgendeinem Grund war er verhindert und an seiner Stelle kam der Bildungsminister Karl Stremeier nach Czernowitz. Von ihrem Standort konnte die „Austria“ über die ganze Stadt blicken, denn der Platz, welcher fortan in Austria-Platz umbenannt wurde, war die höchste Stelle von Czernowitz, mit einer Höhe von 218 m ü. d. Meeresspiegel.  Das Austria-Denkmal, eine Allegorie der Mater Austria, die auf einem dreigeschossigen Aufbau stand, wurde von dem in Wien geborenen Bildhauer Karl Peckary (1848 – 1896), der bereits mit 24 Jahren, nach Arbeiten für das Wiener Arsenal und die Weltausstellung 1873 zum Professor an der k. u. k. Staatsgewerbeschule (Neue Weltgasse) in Czernowitz ernannt wurde, geschaffen. Ihm zur Seite standen bei der Gestaltung und Fertigstellung des Denkmals der Bildhauer Carl Worak (in einigen Quellen als Carl Morak bezeichnet), der Architekt Carl Hofer, der Steinmetz Carl Hoffmannn und der Gießer Carl Turbain.

Die Statue hatte eine Gesamthöhe von etwa 8,2 Meter. Das Denkmal bestand aus einem Sockel, der aus einem grünen Stein bestand, welcher im Gebirge der Bukowina abgebaut wurde, einem Basisrelief und der Hauptfigur, die etwa 2,37 Meter hoch war. Die Statue wurde aus einem Block Cararischen Marmor herausgehauen, welcher aus Neapel stammte und 184 Zentner schwer war. Die „Austria“ trug antike Kleidung und manche sagten, dass der Gesichtsausdruck wie der von Maria Theresia sei, zu deren Regierungszeit die Bukowina an Österreich angeschlossen wurde. In der linken Hand trug sie das lorbeerumrankte Schwert und in der rechten Hand hielt sie die Friedenspalme segnend über die Stadt. Dieser Palmenzweig ist auf Fotoaufnahmen nach 1905 schon nicht mehr zu sehen.

Nach der Machtübernahme im Jahre 1918 durch das Königreich Rumänien verschwand die Statue (wahrscheinlich 1919) auf seltsame Weise und niemand wusste wo sie abgeblieben war. In dieser Zeit wurden durch die Rumänen viele Denkmäler demontiert, die die Donaumonarchie symbolisierten. Zum Glück sind aber noch einige Denkmäler aus dieser ruhmreichen und für die Bukowina bedeutendsten Zeit erhalten geblieben, wenn auch einige davon nicht mehr komplett sind. Die „Austria“ blieb Jahrzehnte verschollen, bis man sie zufällig bei Bauarbeiten unter dem Betonboden auf dem Hof des ehemaligen Bukowina Gewerbemuseums, an der Ecke Liliengasse / Mickiewiczgasse, heute die UkrSozBank (Ukrainische Soziale Bank), am 8.Mai 2003 wieder gefunden hat, allerdings ohne Kopf.

Eine eingesetzte Kommission sollte entscheiden, was mit der Statue passieren soll.Wenn man die Fotos betrachtet, die bei der Bergung gemacht wurden und die „Technik“, die dabei verwendet wurde, um die „Austria“ zu transportieren, muss ich an meine Kindheit zurückdenken, wo in den  fünfziger Jahren auch noch Rundhölzer für schwere Lasten benutzt wurden, was für den Transportgegenstand nicht vorteilhaft war. Wie ich von der bildenden Künstlerin, Frau Barbara Zeidler, erfuhr, hat sie zusammen mit dem Künstler Abbé Libansky eine internationale Aktion ins Leben gerufen, welche die Bedeutung dieser wieder gefundenen Statue als eine Brücke zwischen den Völkern und Kulturen darstellen soll.

Die 2003 wiederentdeckte Statue der Czernowitzer Austria soll als Beispiel und Ausgangsbasis für eine künstlerische und wissenschaftliche Auseinandersetzung über politische Symbole und europäische Identitäten werden. International anerkannte Kuratoren wählten 10 KünstlerInnen aus Österreich, Ungarn, der Slowakei, Polen und der Ukraine, die je eine Kopie der Statue in Originalgröße erhielten und aufgefordert wurden, sie mit den unterschiedlichsten künstlerischen Ideen neu zu interpretieren und zu gestalten.

Reinhold Czarny Zusammenarbeit mit Oksana Nakonechna

Quellen: Institut für Kulturresistente Güter, Czernowitzer
Archiv: Tageszeitung „Molodyj Bukowynez´“ 16.10.2006