Biografie von Willi Kosiul zu Lebzeiten erfasst
Im Jahre 1930 wurde ich als achtes Kind, einer kinderreichen Familie, in Czudyn Kreis Storozynetz in der Bukowina, damals Rumänien geboren. Mein Vater war Holzfäller in den dortigen Karpatenwäldern und meine Mutter war Kleinbäuerin, auf unserer dortigen kleinen Landwirtschaft. Von 1937 bis 1940 besuchte ich die rumänische Volksschule, weil dort eine deutsche Volksschule nicht vorhanden war. Da unsere Familie zur dortigen deutschen Volksgruppe gehörte, war unsere Muttersprache zuhause deutsch und dadurch wurden wir Kinder nach den deutschen Sitten und Gebräuchen auch erzogen sowie herangebildet. Da eine Ahnenlinie unserer Vorfahren aus dem deutsch-österreichischen Böhmerwald stammte, war unsere Familie eine Deutschböhmische und dadurch auch römisch-katholischen Glaubens. Die Bukowina (= auf Deutsch – das Buchenland) ist eine historische Landschaft. Sie liegt in Südosteuropa, am Osthang der Waldkarpaten und war bis 1940 eine multinationale rumänische Provinz. Damals lebten dort insgesamt 12 nationale Volksgruppen friedlich nebeneinander sowie miteinander. Sie achteten und respektierten sich gegenseitig, samt ihrer Kulturen, Religionen sowie Traditionen. Diese historische Landschaft „Bukowina“ liegt zwischen der Slowakei und der Moldauischen Republik sowie zwischen Rumänien und der Ukraine und ist heute ein staatlich geteiltes Land. Die Südbukowina gehört heute zu Rumänien und die Nordbukowina gehört zur Ukraine. Als wir Buchenlanddeutschen im Herbst 1940 aus der damals bereits sowjetisch besetzten Nordbukowina, -staatlich organisiert- in das Deutsche Reich umgesiedelt wurden, da war ich gerade 10 Jahre alt. Diese meine Erlebnisse sowie mein gesamtes schicksalhaftes Leben werde ich nie vergessen! Von Mai 1941 bis Januar 1945 besuchte ich an mehreren unseren Ansiedlungsorten, wie in Pommern, im Warthegau und in Oberschlesien die deutsche Volksschule, die ich im Januar 1945 durch unsere Flucht vor der Ostfront abbrechen musste und damit auch nicht beenden konnte. Im Mai 1945 erlebte ich als heimatloser Flüchtling in Sachsen / im Erzgebirge das Ende des Zweiten Weltkrieges. Im August 1945 wurde ich als 15-jähriger Junge –mit vielen weiteren Buchenlanddeutschen- durch die Sowjetarmee nach Rumänien zurückgeführt und dort den rumänischen Behörden übergeben. Danach war ich dort in Rumänien –als Deutscher mit vielen weiteren Landsleuten- in rumänischer und danach überleitend auch in sowjetischer Internierung, bis wir im Juni 1946 –durch die Sowjetarmee- wieder nach Deutschland zurückgebracht und in Riesa bei Leipzig den deutschen Behörden übergeben wurden. Danach war ich wieder als heimatloser Flüchtling in Sachsen sowie auch in Sachsen Anhalt als Arbeiter tätig, um meine Ernährung und meinen Lebensunterhalt zu sichern. Auf der Suche nach einer sicheren Bleibe kam ich 1947 nach Mecklenburg, wo ich in einem kleinen Dorf bei Neubrandenburg und damit in Mecklenburg – für immer- eine neue Heimat gefunden hatte. Da ich in diesen Wirren der Nachkriegszeit keine Möglichkeit hatte, einen Beruf zu erlernen, war ich in den ersten Jahren auch hier in Mecklenburg, als Gelegenheitsarbeiter tätig. Im Jahre 1951wurde ich im öffentlichen Dienst als angelernter Verwaltungsangestellter eingestellt und baute mir dort – durch fleißige und korrekte sowie zuverlässige Arbeit- eine sichere Existenz auf. Erst als Erwachsener hatte ich persönlich – aus eigenem inneren Antrieb und Ehrgeiz- alle Möglichkeiten genutzt, mich weiterzubilden und zu qualifizieren, was mir auch –durch meinen Ehrgeiz sowie meine Zielstrebigkeit – sehr erfolgreich gelungen war. Ich erwarb mir danach in 2 Jahren Abendstudium in der Erwachsenenbildung, den vollen Abschluss der 8.Klasse und erreichte dabei einen Leistungsstand von 1,8. Danach besuchte ich diese Abendschule weiter und erreichte einen Teilabschluss der 10. Klasse mit der Note 1,3. Durch einen zweijährigen Fachschulbesuch, den ich mit der Abschlussnote 1,8 absolvierte sowie einem weiteren einjährigem Direktstudium im Rahmen der Erwachsenenbildung, wo ich die Note 1,2 erreicht hatte, erwarb ich mir ein umfangreiches Wissen in Philosophie sowie Geschichte, was mir bis heute – in meiner literarischen Arbeit- sehr nützlich ist. Im Herbst 2015 waren bereits 75 Jahre vergangen, seit der damaligen Umsiedlung der Buchenlanddeutschen aus der Bukowina in das damalige Deutsche Reich. Das war eine sehr große Umsiedlungsaktion von über 95.000 Personen, die in einer relativ kurzen Zeit organisiert und durchgeführt wurde. Mit dieser Umsiedlung 1940 begann das Schicksal der vielen Buchenlanddeutschen, welches im Jahre 1945 in sehr verschiedener tragischer Art und Weise ausartete. Aus diesem Anlass und zum Gedenken sowie gegen das Vergessen unserer damaligen Umsiedlung von 1940, habe ich als damaliger junger Zeitzeuge, fünf historische Sachbücher über unser damaliges Schicksal erarbeitet, die unter dem Titel – „Die Bukowina und ihre Buchenlanddeutschen“, Band I, – „Die Bukowina und ihre Buchenlanddeutschen“, Band II, – „Ortsgeschichten aus der Bukowina“, – „Die Buchenlanddeutschen“ überarbeitete Fassung, und – „Auf den Spurten meiner Vergangenheit“ die nach und nach auch im Jahre 2011 und 2012 sowie 2016 und 2018 erschienen sind, b.z.w. erscheinen werden.