Ostern in der Bukowina, wie es einmal war
Ostern ist das größte Fest in der Bukowina. Vor allem bei den Rumänen. Nach dem Julianischen Kalender ist das Osterfest der wichtigste Tag der orthodoxen Christen. Sieben Wochen vor Ostern beginnt eine strenge Fastenzeit. Seit 1921 werden die großen Feiertage der Rumänen zusammen mit evangelischen und katholischen Christen begangen. Zu Beginn der Fastenzeit waschen die orthodoxen Christen ihr Geschirr und rühren es nicht mehr an. Erst in der dritten Fastenwoche werden die schönsten Eier für die Bemalung am Karfreitag ausgesucht. Es entstehen kunstvoll bemalte Eier. Eine alte Tradition in der Bukowina. Jeden Samstag und Sonntag gehen die rumänischen Dorfbewohner in die Kirche. In der Osterwoche tragen die orthodoxen Gläubigen schwarze Kleidung. Der Kirchenaltar ist schwarz verhängt und der Kirchturm schwarz beflaggt. In der großen Osterwoche wird nur Wasser getrunken. Damit erinnern sich die Gläubigen an das Leiden Jesus. Die Karfreitag bemalten Eier sind keine Ostereier, sondern rote Eier, die das Blut Jesus symbolisieren sollen. Mit feinstem Gebäck und gutem Essen in den Körben gehen die fein angezogenen gläubigen Menschen, vor allem Rumänen, Ostersamstag in der Nacht um zwölf Uhr in die Kirche. In der Ostermesse werden ihre Körbe gesegnet. Zuhause angekommen gehen sie zuerst zu den Tieren, dann in den Hof, danach in das Haus und am nächsten Morgen zu den Angehörigen – überall sagt man dreimal »Christus ist auferstanden«! und erhält die gleiche Antwort. Jetzt ist alles gesegnet und sie dürfen den Korb abstellen. Die roten Eier und das Geld werden aus dem Korb genommen und in Wasser gelegt. Mit dem gesegneten Wasser waschen sie sich das Gesicht. Davon wird man stark und gesund, heißt es. Erst Ostersonntag isst man die Speisen aus dem Korb. Am Ostermontag gehen die Familien wieder in die Kirche und danach auf den Friedhof. Dort wird etwas aus den Körben auf die Gräber der Angehörigen gelegt, damit die Toten am Fest teilhaben können. Anschließend werden Verwandte und Bekannte besucht. Dienstag nach Ostern begießen die Männer die Frauen mit Wasser. Die Frauen schenken den Männern dafür ein bemaltes Ei. Auch bei anderen Volksgruppen finden ähnliche Rituale statt. Diese Symbolik zeigt, wie wichtig das Osterfest in der Bukowina ist. Die Osterfeiertage, die in der orthodoxen Mythologie ein Symbol für Trauer, Hoffnung, Erwachen und neues Leben sind, sind auch beispielhaft für die Natur in den Karpaten in dieser Zeit. Der Schnee, das weiße Gewandt, das die Landschaft bedeckt hat, ist geschmolzen. Die Spuren des Winters hinterlassen braune Wiesen, kahle Wälder und morastige Wege. Zaghaft versucht die Natur wieder Kraft zu schöpfen. Nur die wärmende Sonne lässt das nahende Frühjahr und die Kraft des Sommers erahnen. Neues Leben erwacht.