Baba ist krank


Baba ist krank aus dem Roman Katharina, der letzte Winter im Buchenland von Alfred Wanza

Sie haben auch andere Sorgen. In letzter Zeit fiel ihnen auf, dass Baba sehr still geworden ist. Ein Glück, dass sie jetzt bei ihnen ist. »Wenn ich zu Hause bin, kümmere ich mich um Baba«, sagt Katharina ihrer Mutter. Ihre Geschwister gehen nach den Hausaufgaben lieber raus. Ungern lassen sie sich für Arbeiten einspannen. Als Katharina eines Abends nach Hause kommt, empfängt sie ihre Mutter: »Baba ist heute nicht aufgestanden«. »Das ist kein gutes Zeichen«, antwort Katharina. Sie sagt: »Wir müssen uns noch mehr um sie kümmern. Ich schlachte ein Huhn und koche eine kräftige Hühnersuppe«.Als sie ihr die Suppe an das Bett bringt, weist Baba sie ab: »Ich habe keinen Appetit!«. Sie isst die Suppe trotzdem und schläft wieder ein.Ihr Zustand verschlechtert sich von Tag zu Tag. Jeden Tag bekommt sie jetzt Besuch. Sie merken bei ihr keine Besse rung und holen den Arzt. Der Doktor stellt fest: »Es ist Altersschwäche, da kann man leider nicht viel machen. Es kann sein, dass sie sich wieder erholt?«. Aber bald stellen fest, dass es mit ihr weiter abwärts geht. Jetzt sitzt immer jemand an ihrem Bett. Als Katharina Tage später morgens zur Arbeit geht, kommt ihr ihre Mutter entgegen: »Ich glaube Baba ist eingeschlafen?«. Obwohl sie diese schreckliche Vorahnung hatten, brechen beide in Tränen aus. Katharina geht nicht zur Arbeit und holt die Verwandten zusammen. Gemeinsam wachen sie jetzt an dem Bett der Baba. Es ist alter Brauch, die Toten bis zur Beisetzung im Haus aufzubahren und zu bewachen. Nachbarn und alle die sie kennen kommen jetzt vorbei und verabschieden sich von Baba. Die Rumänen hängen in dieser Zeit einen schwarzen Trauerflor an das Haus. Katharinas Geschwister sehen sie nicht mehr. Sie kommen nur noch zum Schlafen ins Haus. Katharinas Mutter hat jetzt viel zu regeln. Sie bestellen einen Pferdeschlitten mit
Trauerflor für die Beisetzung. Diese Fahrt wollen sie Viorel ersparen. Die Beisetzung ist im Winter schwierig. Der gefrorene Boden und der tiefe Schnee machen allen zu schaffen. Der Friedhof liegt auf einem Berg und es kostet viel Kraft Baba auf dem letzten Weg zu begleiten. Es wird noch viel Zeit vergehen, bis sie begreifen werden, dass Baba nicht mehr bei ihnen ist. Bevor Katharinas Geschwister aufstehen, hat ihre Mutter bereits zwei Stunden gearbeitet. Durch die Arbeit lenkt sie ihre Gedanken von Baba weg und erinnert sich an ihre eigene Kindheit. Die Männer, die in den warmen Monaten schwer arbeiten, können sich im Winter von ihrer Arbeit erholen. An so manchen Abend in der Woche werden Nachbarfrauen bei ihnen sein. Die Männer räumen an diesen Abenden frei willig das Feld. In der Familie ist in diesem Jahr alles leiser. Wenn Katharina abends nach Hause kommt, macht sie sich jetzt Sorgen um ihre Mutter, die sehr viel arbeitet und eine schwere Zeit hinter sich hat.