Der 17. Juni 1953

Der 17. Juni 1953 

Fredi kann sich gut an diese unruhige Zeit erinnern. Er bekam mit, wie Erwachsene plötzlich nur noch leise sprachen und geheimnisvoll taten. In dieser Zeit waren seine Russischkenntnisse so weit gediehen, dass er abgeworfene Flugblätter übersetzen konnte. Als er mitbekam, dass abends eine Ausgangssperre verhängt wurde und tagsüber nicht mehr als drei Personen auf die Straße durften, fiel Fredi auf, dass irgendetwas nicht stimmte. Als Motorgeräusche aus der Ferne in den Ort dröhnten, ging er mit einem Freund an den Dorfrand. Was sie hier sahen hat sie dann doch überrascht. Auf den Feldwegen und Straßen am Ortsrand standen viele sowjetische Panzer, auf denen sich große Spritfässer für längere Aufenthalte befanden. Als Fredi seinen Eltern darüber berichtete wurden sie unruhig. In seiner kindlichen Naivität konnte Fredi diese Situation nicht richtig einordnen. Ihm fiel auf, dass die Panzer lange Zeit auf Feldwegen standen. Es kehrte erst Ruhe ein, als sie die Motoren abstellten. Die Dorfstraßen war menschenleer und Schüler hatten schulfrei. Die Erwachsenen trafen sich nur in der Dunkelheit. In dieser Jahreszeit konnte es schon sehr spät werden. Obwohl sich im Ort nichts Aufregendes tat, hielt diese Situation tagelang an.

Erst später wurde Fredi klar, was in dieser Zeit geschehen war. Es war ein Volksaufstand, der vom Militär und den Panzern blutig niedergeschlagen wurde. In vielen Orten Ostdeutschlands war das Volk einer Machtübernahme sehr nahe gekommen. In Berlin wird der 17. Juni 1953, der von sowjetischen Panzern blutig niedergeschlagen wurde, unvergessen bleiben. Ausschlaggebend für dieses Ereignis war u. a. der Tod von Josef Stalin, der im März des gleichen Jahres gestorben war. Es gab viele Gründe, die den Volksaufstand auslösten, bei dem es Tote und Verletzte gab. Der DDR-Staat reagierte mit drastischen Strafen und Todesurteilen. Erst Fünfunddreißig Jahre später hatte eine neue Generation in der DDR den Mut und die Kraft durch ihr Aufbegehren Veränderungen herbeizuführen. Zu spät wie viele meinen. In der Zwischenzeit wurde die DDR eingemauert, weiter heruntergewirtschaftet und der politische Gedanke der SED in den Köpfen der Menschen noch tiefer verankert. Es ist bewundernswert, dass trotz vieler Hindernisse 1989/1990 die Wiedervereinigung Deutschlands gelungen ist. Die Frage, wie sich eine früher verlaufene Wiedervereinigung ausgewirkt hätte, erübrigt sich. Den Deutschen bleiben die Erinnerungen an den 17. Juni 1953, an den Mauerbau 1961 in Berlin und an den Oktober 1989.