Der erste Papierdrachen

Der erste Papierdrachen

Fredi weiß noch genau, wie begeistert und neugierig er war, als er eines Tages hoch im Himmel einen Drachen mit einem langen Schwanz entdeckte. Zu Hause erzählte er von dem Papiervogel am Himmel. Da die Mutter seine Begeisterung erkannte, bat sie ihren Mann, Fredi einen Drachen zu bauen. Sein Vater erkundigte sich, was man für den Bau eines Luftdrachens benötigte. So begann er eines Tages mit dem Bau eines Drachens, um seinem Sohn den Wunsch zu erfüllen. Er brachte es tatsächlich fertig einen Drachen aus Holzleisten, Bindfaden und Packpapier zu bauen. Da der Wind über die Stoppelfelder wehte, sollte gleich am nächsten Tag der Flug starten. Leider mussten sie schon beim ersten Flugversuch feststellen, dass der Drachen für den Flug ungeeignet war. Fredi konnte mit dem Drachen an der Schnur laufen so schnell er wollte, der Drachen hob einfach nicht ab. Enttäuscht gingen sie nach Hause. Dieses Erlebnis musste Fredi mächtig frustriert haben, weil er den Versuch unternahm selbst so einen Papiervogel zu bauen. Er schaute sich bei seinen Freunden die Papierdrachen genau an. Als er das restliche Material von seinem Vater in die Hand nahm, stellte er fest, dass die Holzleisten zu schwer waren. Er besorgte sich leichte und dünne Leisten. Fredi umspannte das Holzleistenkreuz mit einem Bindfaden, legte das Gestell auf das Packpapier und schnitt es zurecht. Die Ränder klebte er mit Mehlkleister um den Bindfaden fest. Er hatte mitbekommen, dass der Schwerpunkt für den Startbindfaden in der Mitte verlaufen musste. Den Schwanz vom alten Drachen band er am unteren Ende fest. Jetzt fehlte nur eine lange Schnur, um den Drachen in die Lüfte zu bekommen. Da er keinen langen Bindfaden hatte, sammelte er kleine Enden Papierbindegarn von aufgeschnittenen Strohbunden, das mehrfach zusammengedreht war. Er drehte den Bindfaden auf und band die dünnen Fäden zusammen. Als die Länge ausreichte, wollte er den Drachen steigen lassen. Er wickelte den Bindfaden mit den vielen Knoten auf einem Stöckchen zu einem riesigen Knäuel zusammen. Am nächsten Tag marschierte Fredi mit seinem Vater auf das Stoppelfeld. Sein Vater ist nur widerwillig mitgegangen, weil er befürchtete, dass der Drachen nicht in die Höhe steigt. Fredis Vater hielt den Drachen hoch, als er zwanzig Meter von seinem dicken Knäuel abrollte und los lief. Siehe da, der Drachen stieg gerade hoch in die Lüfte und wedelte mit seinem Papierschwanz. Da war selbst Fredis Vater sprachlos. Jetzt gab er dem Drachen alles was er noch an Band hatte. Einen großen Nachteil hatte die zusammengeknotete Drachenschnur. Fredi konnte seinem Drachen keine Post hochschicken.

Er war glücklich und froh, dass er jetzt mit den Großen mithalten konnte. Als sein Papa nach Hause kam, erzählte er Fredis Mutter von dem erfolgreichen Start. Von nun an bekam der Drachen und das dicke Bindfadenknäuel einen besonderen Platz unter seinem Bett.

Heute baut Niemand mehr einen Drachen. Für wenig Geld kann man ihn schon komplett mit vielen Meter Schnur kaufen. Leider sieht man ihn so gut wie gar nicht mehr. An den Küsten gibt es lenkbare Drachen oder Drachenflieger, die sich mit ihrem Bord von einem riesigen Drachen ziehen lassen und dabei mehrere Meter in die Höhe steigen. So ändert sich die Zeit.