Die Ankunft im Westen

Die Ankunft im Westen

Sarstedt als gemeinsamer Wohnort

Es ist kein Zufall, dass Fredi mit seinen Eltern 1955 zu seinen drei älteren Schwestern nach Sarstedt umsiedelt.  Denn seine älteste Schwester findet über das Rote Kreuz ihren Mann wieder, der sich in Sarstedt niedergelassen hat. Gleich nach dem Krieg geht sie schwarz über die Grenze und nimmt ihre beiden Schwestern mit nach Sarstedt. Hier heiraten auch die beiden jüngeren Schwestern und bauen sich mit Ihren Männern Häuser. Seine Mutter hat später in der DDR einen Reiseantrag  zur Familienzusammenführung gestellt, der nach einigen Hindernissen genehmigt wird. Die mittlere Schwester stellt ihnen in ihrem Haus eine Zweizimmerwohnung zur Verfügung. Ohne die sie nicht in den Westen einreisen dürfen. Der Neuanfang im Westen ist mühsam und schwer. Fredi ist traurig, weil er nach der Ausreise seine Freunde zurücklassen muss. Häufig träumt er von ihnen. Immer wenn er sie im Traum besuchen will, wird er wach. Dieser Albtraum verfolgt ihn bis zur Wiedervereinigung. Nach der Wende nimmt er den Kontakt zu ihnen auf und besucht seine alte Heimat.

Zuckerrübenroden

Fredi hat mit seinen alten Eltern Sachsen Anhalt im September 1955 verlassen. Seine Eltern richten mit den mitgebrachten Möbeln zwei Dachgeschosszimmer im Haus seiner Schwester ein. Er muss schnell feststellen, dass er nicht im goldenen Westen, wie er in Ostdeutschland beschrieben wird, angekommen ist. Es ist eine harte Landung, denn der goldene Westen ist nur eine Illusion der DDR-Menschen. In Westdeutschland haben sie ebenfalls bürokratische Hürden zu überwinden. Um ostdeutsche Neuankömmlinge kümmert man sich wenig. Sein Vater muss schnell eine Arbeit annehmen, damit sie die Einweisung in ein Übergangslager vermeiden. Da sie kein Westgeld haben, nehmen sie schnell jede Arbeit an, um an die begehrte Währung zu gelangen. Obwohl Fredi mit seinen zwölf Jahren noch ein Kind ist, muss er mit anfassen. Es bleibt ihm auch keine Zeit für die Auseinandersetzung mit dem Schulstoff, denn seine Mutter hat die Rodung von vier Morgen Zuckerrüben angenommen. Ihr Ziel ist es, Fredi nach neu einzukleiden, damit er nicht als Ostkind auffällt. An seinen mitgebrachten Ostdialekt ändert das aber nichts. Indessen lernt Fredi die Fläche von vier Morgen Zuckerrüben kennen, als er mit seiner Mutter vor dem abgesteckten Feld steht. Etwas Ablenkung ergibt sich dadurch, dass seine Schwester zwei Morgen nebenan rodet. Er erinnert sich, wie sie täglich zu Dritt, nein zu Viert, mit dem Kinderwagen seiner Schwester drei Kilometer auf Feldwegen zurücklegen, um zum Rübenacker zu gelangen. Anfangs kann Fredi sich nicht vorstellen, wie das mit dem Rübenroden gehen soll. Sie müssen die Zeit nutzen, weil gerade die Herbstferien begonnen haben und das Wetter gut ist. Unten am Feldweg steht immer der Kinderwagen seiner Schwester mit der gerade geborenen Nichte. Die einzigen Werkzeuge, die man Ihnen gegeben hat, sind zweizinkige Gabeln und einen langen Abstecher für das Rübenkraut. Fredi erinnert sich dabei an seine Kindheit, wie in der Magdeburger Börde zwei Dampfmaschinen, die auf Feldwegen mit langen Stahlseilen schwere Rübenroder über das Feld ziehen. Jetzt gilt es nicht zu jammern, denn mit dem spatenähnlichen Rübenroder werden von Fredi und seiner Mutter die Rüben aus der Erde gehoben und zum Krautabstechen in eine Reihe gelegt. Danach werfen sie die Zuckerrüben zu großen Haufen zusammen, damit sie vom Landwirt mit einem Traktor mit Anhängern direkt zur Zuckerfabrik gefahren werden. Das Abhacken des Rübenkrautes hinterlässt an den Händen von Fredi große Blasen. Als sie fertig sind, bekommt Fredi von einer Lehrerin, die zufällig im gleichen Haus wohnt, einige Stunden Sonderunterricht. Er kann sich daran erinnern, dass die Aushilfslehrerin ihm das Bruchrechnen beibringt.  Da sie für jeden Morgen 80 Mark erhalten, können sie mit dem größeren Betrag Westgeld bei C. u. A. in Hannover einkaufen. Der Wochenlohn seines Vaters, der inzwischen im Straßenbau arbeitet, liegt mit 80 Mark in der Woche auch nicht höher. 

Der Musikunterricht

Gleich nach der Ankunft im Westen wird Fredi im September 1955 eingeschult. Schnell stellt er fest, dass hier in Westdeutschland die Uhren anders gehen. Mit seiner Mundart aus Sachsen Anhalt fällt er überall auf.  Alles ist anders und ungewohnt. Auch die Art des Unterrichts ist ihm fremd. Seine Kurzsichtigkeit wird auch hier nicht wahrgenommen und erschwert die Eingewöhnung zusätzlich. Die in der Klasse aufeinander prallenden Unterschiede sind ihm fremd. In der Klasse weiß man nicht, wie man mit einem Fremdling dieser Art umgehen soll. Niemand hat sich im Westen mit dem „anderen“ Teil Deutschlands auseinandergesetzt. Niemand kann sich die Situation in Ostdeutschland vorstellen. Niemand kennt Orte in der DDR näher. Es ist ein Landesteil,  der eher geringschätzend behandelt wird. Und nun schlägt Fredi hier auf. Wie ein Fremder kommt er sich vor. Niemand will etwas über sein Leben in Ostdeutschland erfahren, seine Lehrer nicht, seine Nachbarn nicht und sonst auch Niemand. Nicht einmal in der ersten Stunde des Religionsunterrichts interessiert sich der Pfarrer für Fredi. Für Fredi gibt es den „goldenen Westen“, von dem die Menschen in Ostdeutschland sprechen, längst nicht mehr. Ob es nur Missverständnisse oder Vorurteile sind kann er damals nicht einordnen. Auf jeden Fall hat er sich die Welt im Westen anders vorgestellt.  Auch die Nachbarn und Kinder in seiner Straße sind ihm fremd. Das Zusammenhörigkeitsgefühl, dass er in seinem Dorf erlebte, ist hier jedenfalls nicht vorhanden und von „offenen Armen“, die er sich vielleicht erhofft hat, ist hier nichts zu spüren. Vielleicht hat der Wohlstand in Westdeutschland die Menschen bereits verändert. Hier muss Fredi und seine Eltern sehen wie sie zu ihrem Recht kommen. Nur seine älteren Schwestern kennen ihnen helfen. In der Schule hat er jedenfalls „schlechte Karten“. Wenn er in seiner Mundart im Unterricht den Mund aufmacht, amüsieren sich seine neuen Klassenkameraden und die Lehrer sehen mitleidsvoll zur Seite. Bei seinem Klassenlehrer hat er Sportunterricht, der vom Flötenspieler begleitet wird. Bei dem gleichen Lehrer, soll er eines Tages für Musik benotet werden. Dafür soll er vor die Klasse treten und ein Lied vortragen. Da Fredi bei seiner Empfindlichkeit genau weiß was in der Klasse geschehen wird, verweigert er das Vorsingen. Obwohl er dem Lehrer mitteilt, dass er nur Pionierlieder kennt und diese nicht vortragen möchte, bekommt er eine schlechte Note. Fredi erinnert sich auch daran, dass er in einer hinteren Bankreihe sitzt und damit als Kurzsichtiger vom Unterricht abgeschnitten ist. Die Intervention seiner Mutter findet beim Klassenlehrer keine Berücksichtigung.  Fredis Frustration löst sich, als ein Lehrer seine Kurzsichtigkeit erkennt und ihn in der ersten Bankreihe platziert. Er schickt ihn aber nicht zum Augenarzt. Inzwischen hat er schnell seine mitgebrachte Mundart abgelegt und fällt in der Klasse nicht mehr sehr auf, was ihm mehr Sicherheit einbringt.

Das erste Fahrrad

Als Fredi 1955 im Westen ankommt, kann er immer noch nicht richtig Fahrrad fahren. In Ostdeutschland gelang es seinen Eltern nicht ihm ein Fahrrad zu besorgen. Der Kauf eines Fahrrads bei einem Schrotthändler zerschlug sich glücklicherweise. Auf einer Fahrradtour mit seinem Freund Wolfgang fuhr er von Kleinpaschleben nach Bernburg. Immer wenn ein Auto kam, blieb er stehen. Auf der Rücktour stürzte er allerdings und demoliert dabei das Fahrrad seines Freundes. Danach gibt Fredi weitere Fahrversuche auf.   

In Westdeutschland angekommen schenkt ihm seine älteste Schwester Maria das Fahrrad ihres Mannes, weil dieser nach einem schweren Unfall nicht mehr damit fahren kann.  Für Fredi ist es ein freudiger Moment, als er das gebrauchte Fahrrad erhält. Ein lang ersehnter Wunsch wird war. Alle staunen, wie Fredi  das alte Fahrrad aufpoliert hat. Der Rahmen wird blau lackiert und mit weißen Zierstreifen versehen. Jede einzelne Speiche hat Fredi mit Silberbronze angestrichen. Am Ende erstrahlt das Fahrrad im neuen Glanz. Lange Zeit hat er dieses Fahrrad gefahren. Es hat noch mehrere Jahre gedauert, bis Fredi sich von dem selbst verdienten Lehrgeld ein neues Neckermann-Fahrrad mit Gangschaltung gekauft hat.

Heideblütenkörbchen

In den 50iger Jahren ist es üblich, aus der Lüneburger Heide Heideblütenkörbchen als Souvenir nach Hause bringen. Zwei Jahre nach der Ankunft in Westdeutschland hat Fredi zwar erste Erfahrungen mit der Schule und mit den Menschen gemacht, aber finanziell geht es der Familie noch nicht besser. Da seine Mutter versucht einen Obolus zum Einkommen beizutragen, nimmt sie Kontakt zu Verwandten in der Lüneburger Heide auf und ergreift die Möglichkeit in der Nähe von Schneeverdingen Heideblütenkörbchen herzustellen und zu verkaufen. Hier hat sie eine ältere Schwester, die sich damit beschäftigt. In den Sommerferien fährt Fredi mit seiner Mutter nach Schneeverdingen. Wohlüberlegt darf er mit der Bahn das von seiner Schwester geschenkte Fahrrad mitnehmen. In Schneverdingen können sie bei Verwandten wohnen. Während seine Mutter von ihrer Schwester in die neue Tätigkeit, für die sie sich einen Wandergewerbeschein besorgt hat, eingewiesen wird, übernimmt Fredi die Beschaffung von Heidekraut aus dem Moor. Für den Verkauf müssen sie einen längeren Weg zur B 3 zurücklegen. Sie müssen den riesigen Truppenübungsplatz der Engländer durchqueren, um an die Bundesstraße zu gelangen. Fredi fährt diese Strecke immer mit dem Fahrrad. Ein Heideblütenkörbchen kostet 2,50 DM. Am Seitenrand der Bundesstraße halten Autos an, die sich für ein Souvenir interessieren. Wenn ein mit Reisenden besetzter Omnibus anhält, sind die ausgestellten Heideblütenkörbchen schnell verkauft. Auf diese Art und Weise verbringt Fredi in diesem Jahr seine Sommerferien. 

Die rote Elf

Die rote Elf ist die Straßenbahn, die Ende der 50er Jahre von Hannover bis nach Hildesheim fährt. Es gibt Schaffner mit Münzenwechseler vor der Brust die mit einer Reißleine unter den Gepäcknetzen durch  eine Klingel beim Fahrer die Weiterfahrt freigeben. Fredi fuhr mit seiner Mutter das erste Mal mit der roten Elf, als er 1953 seine Geschwister besuchte. Er erinnert sich daran, wie sie  noch an Hausruinen vorbeifuhren. Bis 1945 gab es in Hildesheim Straßenbahnen, die später von Elektrobussen mit Oberleitungen abgelöst werden. Heute gibt es nur noch Busse. Ab 1958 fährt Fredi täglich mit der Straßenbahn von Sarstedt zur Handelsschule nach Hannover und danach zur Lehrstelle und zur Arbeit. Im Laufe der Zeit verändert sich das Bild der Straßenbahnen. Neue und moderne Straßenbahnzüge werden in Betrieb genommen. Schienennetze und Haltestellen werden umgestaltet.  Straßenbahnschaffner werden durch Ticketautomaten ersetzt. In 60er Jahren wird in Hannover das U-Bahnnetz gebaut. 

Berufswahl

Ab 1959 organisiert Fredis Mutter den Besuch der Handelsschule Buhmann in Hannover.
Nur im Unterricht setzt er wegen seiner inzwischen erkannten Kurzsichtigkeit eine Brille auf. Seit 1959 fährt Fredi täglich mit der Straßenbahn nach Hannover. Nach Beendigung der Handelsschule beginnt Fredi die Ausbildung zum Industriekaufmann in der Werkzeugfabrik Kunz in Hannover-Wülfel. Hier lernt er seine spätere Frau kennen. Direkt nach der Ausbildung übernimmt er die Verantwortung für die Buchhaltung, weil die Buchhaltungsleiterin ein Kind bekommt. Durch die bevorstehende Einziehung zur Bundeswehr kündigt Fredi diese Stelle er, obwohl sich herausstellen soll, dass er aus gesundheitlichen Gründen vom Wehrdienst befreit wird. In diesem Zusammenhang tritt er den Dienst in einem Steuerbüro in Kirchrode an, wo er für Mandantenbuchhaltungen und Steuererklärungen zuständig ist. In dieser Zeit beginnt er bereits mit den Vorbereitungen für den Hausbau. Nach zwei Jahren kündigt er auch diese Stelle, weil ihm bewusst wird, dass das Gehalt für sein Bauvorhaben nicht ausreichen wird. 1968 sucht zufällig die Homann-Maytag GmbH – früher Vosswerke – in Sarstedt einen Buchhalter. Noch im gleichen Jahr übernimmt er den Job in Sarstedt. Zu dieser Zeit weiß er nicht, welche schwierigen Aufgaben ihm bevorstehen. Nach dem Ausstieg des amerikanischen Inhabers, übernehmen die Geschäftsführer den Betrieb und wandeln die Firma in Vosswerke GmbH um. Da dem Traditionsunternehmen jetzt die finanzielle Unterstützung der amerikanischen Muttergesellschaft fehlt, stehen Fredi schwierige Jahre bevor. Nach Konkurs des Unternehmens, beginnt er die Tätigkeit als Buchhaltungsleiter in der Firma Wirtschaftliche Landhandelsvereinigung GmbH, die für Landhändler in Norddeutschland zuständig ist. Nach zwei Jahren erhält Fredi Prokura und damit verbundene komplexe Aufgaben.  Die Firma hat inzwischen mit mehreren Gesellschaften eine Konzernstruktur angenommen. Hautnah erlebt er hier die Wechsel der Geschäftsführung und die Querelen der Aufsichtsräte  sowie die Umwandlung in die Deutsche Agrar AG, was am Ende den Verkauf des Unternehmens nach sich zieht. Nach Abwicklung des Verkaufs beendet er 2004 die Tätigkeit und wird nach einem Jahr Arbeitslosigkeit Rentner.

Hausbau und Familiengründung

Die Idee ein Haus zu bauen, hat Fredi von seiner Mutter übernommen. Das Problem ist nur, dass er jung und unerfahren ist und kein Geld hat. Manchmal ist es nicht schlecht, wenn man naiv irgendwo hineinstolpert. Nur wenig Menschen glauben an die Umsetzung dieser Idee. Als Doris und Fredi im Frühjahr 1967 das Baugrundstück aufsuchten um das erste Tagewerk zu vollbringen, beginnt das Abenteuer. Mit starkem Willen versucht er, allen Schwierigkeiten zum Trotz, mit sämtlichen zur Verfügung stehenden Mitteln den Hausbau umzusetzen. Die Voraussetzung ist denkbar schlecht, denn Niemand als Doris und Fredis Vater glauben an die Umsetzung.

Das Malheur beginnt schon mit der Auswahl des Grundstücks. Die Stadtverwaltung hat nicht wie zugesagt eine Verlosung der Grundstücke durchgeführt, sondern Fredi ein Grundstück an der befahrenen Breslauer Straße übrig gelassen. Bei der Vermessung der Baugrube treten die ersten Schwierigkeiten auf. Die Pflöcke für das Ausheben hat Jemand entfernt und ein wilder Baggerfahrer hob die Grube später zu groß aus, weil Fredi am gleichen Tag bei einer Versteigerung Baumaterial besorgt und Doris allein zurücklassen muss. Weitere Arbeiten werden durch schlechtes Wetter erschwert. Fredi erinnert sich, wie er im Matsch in der Grube arbeitet, als oberhalb der Baugrube der Leiter einer Bankfiliale erscheint, um ihm mitzuteilen, dass die Vorfinanzierung für den Hausbau abgelehnt wurde. Auf Rat des Architekten nimmt er Kontakt mit der hiesigen Volksbank auf, die sofort in die Finanzierung eingesteigt. Glücklicher Weise gelingt mit einer wilden Truppe die Fertigstellung des Kellers. Danach ist erstmal Schluss, weil die Bausparkasse die Lieferung des Bausatzes nicht freigibt. Erst nach einigen Monaten, können sie den Bau fortsetzen. In der Zwischenzeit werden die Außenwände des Kellers isoliert und die Erde angeschüttet. Glücklicherweise gelingt jetzt auch die Fertigstellung des Rohbaus bis zum Winterbeginn. Beim Aufbau des Dachstuhls muss Fredi mithelfen, weil dem Zimmermann ein Arbeiter fehlt. Die Dacheindeckung übernimmt ein bekannter Dachdecker. Vorher hat Fredi mit Doris, ihren Eltern und Bruder, über eine Hebebühne die Dachsteine in das Obergeschoss transportiert. Mit Beginn des schlechten Wetters kann das Haus provisorisch verschlossen werden, damit die Installationsarbeiten beginnen können. Mit einer Flex seines Schwagers fräst Fredi die erforderlichen Schlitze in die Wände. Mit einem Bekannten baut er Fenster und Türzargen ein. In der Zwischenzeit hat eine Elektrofirma die Elektroinstallation durchgeführt. Nach Einsetzen der Fensterscheiben und Fertigstellung der Ölheizung  kann mit den Innenputzarbeiten begonnen werden. Nachdem sie eine Putzkolonne besorgen, schaffen Fredi und Doris mit einem geliehenen LKW das Putzgerüst heran. Bevor der Frost beginnt transportiert Fredi mit der Schiebekarre über eine Rampe den Putzmörtel in das Haus. Nach Fertigstellung des Innenputzes, können sie die Innenräume für die Trocknung des Putzes vorbereiten. Anschließend beginnen weiterer Arbeiten, wie Verlegen der Teppichböden, Einbau der Treppen. Für Putzarbeiten im Keller haben sie einen Maurer engagiert. Beim Verlegen der Fußbodenbretter auf dem Boden, hilft Fredi sein 11jähriger Neffe.  Auf diese Weise überbrücken sie die Wintermonate, so dass sie im Frühjahr die Außenarbeiten fortsetzen können. Waschbetonstufen für den Eingang werden mit einem Maurer erstellt. Ein riesiger Berg Erde wird von Hand für die Terrassen- und Gartengestaltung  bewegt. Bei frostfreiem Wetter besorgen sie ein Außengerüst und die Putzkolonne, die bereits den Innenputz durchgeführt hat. Sie haben sich für einen hellen Kalkkratzputz entschieden. Nach Fertigstellung des Außenputzes kann Fredi mit der Reinigung des Klinkersockels beginnen. Die Gestaltung des Gartens übernimmt Doris´s Vater. Bereits im Mai 1969 ziehen die Mieter in die Dachgeschosswohnung und Doris und Fredi heiraten im Juni und ziehen ebenfalls ein. Jetzt haben sie zwar ein schönes Haus, aber auch jede Menge Schulden. Obwohl der Bau des Hauses durchfinanziert war, bleiben die Stundung der Erschließungskosten und ein Darlehen für die Möbel. Zum Glück bezieht sein Vater ein Zimmer in der Wohnung und kann Fredi finanziell unter die Arme greifen. Neun Monate später ist die Geburt einer Tochter angesagt. Als nach acht Jahren sich die Geburt des Sohnes ankündigt, wird das Haus durch einen Anbau erweitert. Inzwischen erhielt das Haus neue Fenster und einen Isolierputz. Auch das Grundstück konnte durch ein Carport und einer Schallschutzwand mit angrenzendem Blockschuppen erweitert werden.

Heute ist Fredi der Meinung, dass eine schöne aber arme und bescheidene Kindheit Kreativität, Fleiß und Mut beflügeln.