Die Flucht

Die Flucht aus dem Roman Katharina der letzte Winter im Buchenland

Die Nazis versorgen die Bevölkerung bewusst mit falschen Nachrichten. Sie wollen die Wahrheit nicht einsehen und denken nur an sich. Das führt dazu, dass in der Familie der Fluchtgedanke erst sehr spät aufkommt. Als die ersten Trecks auf den Weg gebracht werden, sagt Katharinas Vater: »Ich werde mich mit Pferden und Wagen dem Treck anschließen. Wir beladen am besten den Wagen!«. Weiter sagt er: »Ihr bleibt noch hier und kommt mit dem Zug nach!«. Überflüssiger Weise nimmt er den Karabiner mit, um den Treck zu beschützen. Nachdem Katharinas Vater mit dem Treck abgefahren ist, geht ein Telegramm mit der Nachricht ein, dass Otto in Frankreich gefallen ist. Sein Panzer hat einen Volltreffer
erhalten. Ein Foto vom Grab und persönliche Unterlagen er halten sie per Post. »Was wir befürchtet haben ist eingetreten!«, sagt mit tränenerstickter Stimme Katharinas Mutter. Jetzt weinen sie alle, auch die Kinder. Ein Unglück kommt selten allein. Völlig demoralisiert erleben die beiden Frauen mit ihren Kindern das Kriegsende. Weil die Nazis falsche Informationen herausgeben um sich selbst in Sicherheit zu bringen, flüchten die Frauen mit den Kindern sehr spät. Erst als der Krieg zu Ende ist flüchten sie. Katharinas Mutter ist schwanger. Die beiden Frauen mit den Kindern wissen nicht was sie machen sollen. Katharina und ihre Mutter fassen in dieser Situation den Entschluss nach Reichstadt zu fahren, wo sich das Umsiedlerlager befand. Hier stoßen sie zum Glück auf weitere Buchenländer aus ihrem früheren Dorf. »Gott sei Dank, habt ihr den gleichen Gedanken gehabt«, begrüßen sie die Truppe. »Wir haben Kontakt zu einer tschechischen Familie aufgenommen«, beruhigt Oskar, der älteste Mann in der Gruppe, die Neuankömmlinge. Freundliche Tschechen nehmen sie auf und verstecken die zwanzig Flüchtlinge in einem alten Haus. Als sie aber selber in Gefahr geraten, weil sie Deutsche versteckt halten, können sie nichts mehr für die Flüchtlinge tun. Sie bitten sie das Haus zu verlassen. Mit den Worten: »Das einzige was wir euch mitgeben können ist eine Wehrmachtskiste und einen Handwagen«, werden sie von den freundlichen Fremden verabschiedet. Obwohl Niemand weiß was in der Kiste enthalten ist, schmuggeln sie den Handwagen mit der Kiste im Durcheinander an den Kontrollen vorbei. Sie haben Glück und finden zusammen mit anderen Bu chenländern einen Zug, der in Richtung Deutschland unterwegs ist. Sie finden noch Plätze in dem mit Flüchtenden besetzten Zug. Mit ihren Rucksäcken und den Kindern wird ihnen im Abteil Platz gemacht. Nur die Holzkiste nehmen sie mit und schieben sie unter die Sitzbank. Den Handwagen müssen sie draußen stehen lassen. Bald stellt sich heraus, dass die mitgenommene Kiste ihnen das Überleben sichern wird, weil sie bis obenhin mit Schmalzfleischdosen der Deutschen Armee gefüllt ist. Unterwegs lassen sie die Kontrollen geduldig über sich er gehen, obwohl ihre Habe immer weniger wird. Sie sind überrascht, dass sie einen Zug gefunden haben, der sie nach Deutschland bringen wird. »Es ist schön, dass wir das geschafft haben«, versucht Katharina die Kinder zu beruhigen. Große Unruhe kommt auf, als die drei Waggons mit den Buchenlanddeutschen abgekoppelt werden. Als nach einigen Stunden die Fahrt fortgesetzt wird, erzählen ihnen sowjetische Soldaten, dass sie den Auftrag haben sie zurück in die Bukowina zu schicken. Das hat Stalin mit den Alliierten so ausgehandelt, berichten die sowjetischen Soldaten. Diese Aussage beunruhigt die Insassen. Da die drei Waggons immer wieder an andere Züge Richtung Osten angehängt werden, kommt es zu langen Wartezeiten, in denen sie ihre Notdurft erledigen und sich in einem Bach oder einer Pfütze die Hände waschen können. Auf einem Blech mit zwei Ziegelsteinen machen sie sich etwas zu Essen. So geht es tagelang. Katharinas hochschwangere Mutter hat trotzdem Glück, weil sie während eines längeren Aufenthalts auf einer Zwischenstation einen gesunden Jungen zur Welt bringen kann. Als sie mit dem Baby im Arm wieder in den Waggon kommt, erscheint eine russische Kommandeurin mit einem großen Korb. Es bricht Panik aus, weil sie befürchten, dass sie der Mutter das Kind wegnehmen will. Alle sind erleichtert, als sich herausstellt, dass die Kommandeurin den Korb im Magazin mit Lebensmitteln befüllt und ihn der Mutter übergibt. »Das ist für das Baby!«, verteidigt Katharinas Mutter den Inhalt im Korb. »Ich helfe dir Mama, zusammen ziehen wir den Kleinen groß«, ermutigt Katharina ihre Mutter.