Die Hamsterfamilie

Die Hamsterfamilie

Im Hof des Pfarrhauses befand sich ein großer Steintrog, vor dem einst eine Schwengelpumpe stand. In den späten Sommertagen kam Fredi mit den beiden Brüdern, die dort wohnten, auf den Gedanken, diesen großen Trog mit Erde zu befüllen und eine Hamsterfamilie darin anzusiedeln. Gesagt, getan! In Eimern schleppten sie Erde aus dem Garten heran und befüllten den Trog. Am Rand des Trogs schlugen sie kleine Pflöcke in die Erde und befestigen Kaninchendraht drumherum, so dass ein geschlossener Raum entstand. Danach suchten sie eine Hamsterfamilie, die sie darin unterbringen konnten. Werner brachte diese Idee ein, als er erzählte: „Auf dem Stoppelfeld am Anger habe ich eine Hamsterfamilie entdeckt“. „Lasst uns die Hamster einfangen und in unseren Trog setzen“, sagte sein Bruder. Sie nahmen Spaten und Eimer und gingen los. „Da hinten ist der Bau“, sagte Werner. Sie gingen etwas schneller und tatsächlich lag frische Erde vor dem Hamsterbau. „Jochen, fang an zu graben“, sagte Fredi und folgte mit einem kleinen Stock dem Hamsterloch in der frischen Erde. „Werner, mach du jetzt weiter“, übergab Jochen den Spaten seinem Bruder. Für den kräftigen Werner war das ein Klacks. Fredi stocherte mit dem Stöckchen immer wieder das Loch frei. „He, was ist denn das?“, schrie er laut, als plötzlich das Loch verschwunden war. „Der stopft“, sagte Jochen, „merkt ihr das nicht?“. Um sich zu schützen verstopfen Hamster von Innen ihren Bau. Als sie die Spur wieder aufgenommen hatten, gruben sie weiter. Werner zeigte beim Buddeln keine Schwäche, als Jochen aufgeregt schrie, „mach langsamer, da kommt schon das Korn“. Mit einem Löffel schöpfe Fredi das Getreide in den Eimer, als er feststellte, „hier bewegt sich etwas“. Der Hamster buddelte das Getreide aus dem Loch heraus. „Jetzt kann es nicht mehr weit sein“, rief Werner. Sie waren an dem Hamsterbau angekommen, als er ihnen fauchend entgegensprang. Mit einem Handgriff packen sie ihn und steckten ihn in den Beutel. Auch ein zweiter Hamster kam heraus, den sie ebenfalls in den Beutel steckten. „Jetzt fehlen nur noch die Kleinen“, rief Werner aufgeregt. Hilflos lagen vier kleine Hamster im Bau. „Eine große Familie“, sagte Jochen, als er sie sah. Auch die kleinen Hamster kamen in den Sack. Dann traten sie mit vollem Eimer und vollem Beutel stolz den Heimweg an. Sie zogen noch ein Bündel Ähren mit Wurzeln aus der Erde und nahmen es mit. Am Trog angekommen, ließen sie die Hamsterfamilie im Käfig frei und steckten das mitgebrachte Getreidebündel in die Trogerde. Jochen schüttete die Körner aus dem Eimer dazu. „Sie sollen nicht hungern“, sagte er dabei. Die Hamstereltern waren jetzt ganz friedlich und nahmen ihre Kleinen unter ihr Fell. „Jetzt lassen wir sie allein“, sagten sie und verließen den Trog. Am nächsten Tag kam Jochen zu Fredi, um zu berichten, „unsere Hamster sind weg!“. „Kann doch nicht sein, zeig mal“, damit meine Fredi, lass uns hingehen.

Als die drei vor dem Terrarium standen, war bis auf das Ährenbündel nichts zu sehen.
„Du hast es mir ja nicht geglaubt, jetzt siehst du es“, kam es trotzig von Jochen. Sie waren sprachlos. Bald fanden sie heraus, dass unter dem Bündel Ähren ein Loch war. „Die haben sich eingebuddelt“, sagte Werner. „Ich werde jeden Tag gucken, was da passiert“, versicherte Jochen. Am nächsten Tag trifft Fredi die beiden. „Jetzt sind auch die Ähren weg“, sagten sie. Was war geschehen? Die Hamsterfamilie versuchte im Trog ein ganz normales Leben zu führen, waren die Erkenntnisse der drei Freunde. Anscheinend fühlten sich die Hamster in ihrem Terrarium ganz wohl. Ab und zu kamen die kleinen Hamster heraus, die von Mal zu Mal größer wurden.  

Nun dachten die Drei, wenn das Getreide von den Feldern abgefahren wird werden wir die Hamster weiter versorgen. Im Dorf wurden die Feldhamster wie Räuber behandelt, weil sie in Scharen in ihren Bauten auf den Feldern Vorräte anlegten. Auf den ertragreichen Böden in der Börde gab es viele Hamsterfamilien. Es gab auch Hamsterjäger, die Fallen aufstellten, ihnen das Fell abzogen und es verkauften. Die Drei ließen es dabei Hamsterbauten auszugraben, um ihnen kiloweise das Getreide wegzunehmen und es den Hühnern zum Fressen vorzuwerfen. Weil das auch nicht fair war, versorgten sie ihre Hamsterfamilie im Trog. Als eines Tages die Eltern von Werner und Jochen sahen was sie angestellt hatten, mussten sie den ursprünglichen Zustand wieder herstellen. Gezwungenermaßen begaben sich die Drei an die Arbeit. Wie auf dem Feld verfolgten sie auch hier die Hamsterlöcher. Sie fingen die Hamster ein. Inzwischen waren die Jungen so groß wie ihre Eltern. Sie steckten die gesamte Familien in den Beutel. Das Getreide aus dem Bau gaben sie den Hühnern. Jochen, Werner und Fredi hatten jetzt den Auftrag, die Hamsterfamilie wieder auf dem Feld auszusetzen. Zum guten Schluss machten sie den großen Trog wieder sauber, damit der Frieden mit den Eltern wieder hergestellt war. In den Köpfen der drei Freunde blieb allerdings das Erlebnis mit der Hamsterfamilie.

Heute findet man Hamster in Kinderzimmern. Hier werden sie in Käfigen mit Hamsterrädern gehalten. Es muss schon etwas dran gewesen sein, dass die drei damals schon diese Tiere mochten und sie auf den Äckern einfingen.