Die Kirchenorgel

Die Kirchenorgel

Wenn es ging, versuchte Fredi sich ein kleines Taschengeld zu verdienen. Ein Bekannter seiner Eltern verwaltete die Kirche und fragte Fredi eines Tages: „Kannst du mir nicht Arbeit abnehmen, ich suche noch einen Helfer“. Fredi überlegte nicht lange, als er zusagte: „Wenn das nicht zu schwer ist“. Dann übernahm Fredi kleinere Aufgaben. Er kletterte im Kirchturm herum und verjagte die Tauben. Zu seinen Aufgaben gehörte auch das aufpumpen der Orgel. Jeder weiß, dass die Pfeifen einer Orgel mit Luft betrieben werden. Die Dorforgel hatte einen Blasebalg, der noch von Hand aufgepumpt werden musste. Fredi hatte schnell verstanden, wie das mit dem Blasebalg funktionierte. Mit einem langen Schwengel bediente er den Blasebalg. Den Luftdruck zeigte ein Gewicht an einem Faden an, das beim aufpumpen nach oben ging. Fredi musste nur darauf achten, dass das Gewicht nicht unterhalb einer angezeigten Linie rutschte. So sorgte er dafür, dass der Organist auf der Orgel spielen konnte. Während des Pumpens beobachtete er den Kantor beim Orgelspielen. Es machte ihm Spaß, wenn das Gewicht sich in die Nähe der angezeigten Linie bewegte, weil der Organist dann unruhig wurde. „Fredi, pumpen!“ rief er dann. Fredi tat so, als würden ihm die Kräfte ausgehen und feixte innerlich, wenn der Organist nach „Luft rang“. Dieses Spiel wiederholte sich jedes Mal, wenn er die Orgel aufpumpte.

Der Organist und Kantor, bei dem Fredi den Blasebalg der Orgel bediente, war der Sohn seines Vermieters. Er war ein engagierter Mann, der auch den Chor leitete. Als Kinder hatten sie bei ihm das Gefühl, dass er sie ernst nahm, was im Dorf nicht selbstverständlich war. In dieser Zeit hatten Kinder viel Respekt vor Erwachsenen. Im Dorf grüßten sie jeden Erwachsenen. Wenn Sie Mützen trugen zogen sie diese jedes mal.