Sorge um die Mutter


Sorge um die Mutter Mutter aus dem Roman Katharina, der letzte Winter im Buchenland

Einige Tage später, als Katharina nach der Arbeit nach Hause kommt und die Hoftür öffnet, kommen ihr die Geschwister entgegen, um ihr zu berichten, dass Mama im Bett liegt. Das ist ungewöhnlich. Sie geht in die Küche und bemerkt, dass das Feuer im Herd ausgegangen ist. Auch das ist ungewöhnlich. Um diese Zeit duftet es sonst nach frischem Essen. Sie sucht aufgeregt ihre Mutter und findet sie im Bett. Sie schläft. Katharina fühlt ihre Stirn. Sie ist heiß und nass. Ihre Mutter ist klitschnass geschwitzt, als sie sie aufweckt. Sie sieht Katharina an und bittet sie etwas zu Trinken zu holen. Sie holt ihr ein Glas Wasser. Als Erstes fragt ihre Mutter: »Wo sind die Kinder?«. »Die sind noch draußen. Ich hole sie gleich rein«, ist Katharinas Antwort. Die zweite Frage ist: »Tata wird heute spät nach Hause kommen. Ich habe das Vieh noch nicht versorgt«. Katharina versorgt zuerst ihre Mutter. Als ihre Mutter merkt, dass sie zu schwach ist um aufzustehen, sagt sie: »Sei so lieb und geh zu Ottilie rüber, sie soll uns helfen«. Katharina versorgt ihre kleinen Geschwister und dann die Tiere, bevor sie zur hilfsbereiten Nachbarin geht. Die Frauen unterstützten sich in schwierigen Situationen. Als sie Ottilie erzählt, dass ihre Mutter krank ist, lässt sie alles liegen und stehen und kommt gleich mit ihr mit. Ottilie hat selbst viel Arbeit, obwohl ihre Kinder inzwischen er wachsen sind. Ihren Sohn Stefan bittet Katharina, sie für die nächsten Tage in der Webstube abzumelden. Es ist ein Glück, dass sich Ottilie bei ihnen gut auskennt. Sie sprechen darüber, wie es in den nächsten Tagen weitergehen soll. Ihr Vater ist überrascht, als er nach Hause kommt und seine kranke Frau sieht. »Dann werde ich die Vorbereitungen für meine Arbeit verschieben und im Haus helfen«, entscheidet er spontan. Die nächsten Tage werden schwierig, weil sich erst alles ein spielen muss. Was aber viel schlimmer ist, ist, dass es Katharinas Mutter von Stunde zu Stunde schlechter geht. Sie kümmert sich von nun an nur noch um ihre Mutter. Katharina versucht ihr Fieber mit kalten Wickeln runter zu bekommen. Auffallend ist, dass ihre Mutter immer klitschnass geschwitzt ist und sie ihr mehrmals am Tag ein frisches Nachthemd anziehen muss. Die Kinder haben die Situation erkannt und versorgen sich selbst. Nach drei Tagen holen sie den Doktor. Als er ihre Mutter abhört, stellt er eine Lungenentzündung fest. Das ist bedrohlich sagt er. Der Doktor ordnet an, dass ab sofort immer je mand bei der kranken Frau ist. »Wichtig sind jetzt kalte Wadenwickel und Massagen der Handgelenke. Trinken darf sie nur warmen Tee, am besten aus Lindenblüten oder Kamille«, ordnet der Doktor an. Die Tabletten, von denen Katharina ihrer Mutter jeden Abend eine geben soll, drückte er ihr in die Hand und meint dabei: »Im Augenblick kann ich nicht mehr für sie tun«. Im Hinausgehen sagt er »Das braucht seine Zeit«. Katharina baut ihr Nachtlager direkt neben dem Bett ihrer Mutter auf. Sie hört ihren schweren Atem und ihr leises Stöhnen. Das beunruhigt sie. Schlafen kann sie jetzt nicht. Zu allem Überfluss fällt ihr in der Schlaflosigkeit ein Erlebnis mit einer Zigeunerin ein. Ihre Mutter und ihr Vater hat ten Heu auf den Schober gebracht, als eine Zigeunerin mit Kopftuch im langen bunten Rock mit einem Korb unterm Arm auf das Grundstück kam. Sie hatte Katharina auf der Veranda übersehen und ging direkt auf ihre Eltern zu. Katharina bekam mit, wie die Zigeunerin ihren Eltern ihre Wahrsagerdienste anbot. Ihre Mutter sagte zu ihrem Vater: »Schick sie weg!«. Als er sie vom Hof heraus begleitet, rief sie ihm nach: »Deine Frau wird im Sommer schwer krank und wird sterben«. Das Katharina jetzt diese Worte einfallen, bringt sie fast um den Verstand. In den Nächten quälen sie Albträume. Ob wohl sie total übermüdet ist, lässt sie sich nichts anmerken. Heimlich betet sie, dass ihre Mutter wieder gesund wird. Da sie jetzt ganz ausfällt ist sie froh, dass ihr Vater und Ottilie die anfallenden Arbeiten übernehmen. Die Leute im Dorf und die Verwandten sind besorgt. Die nächsten Tage sind schwierig, da es ihrer Mutter nicht besser geht. Katharina nimmt sich vor alles zu unternehmen, um ihre Mutter durchzubekommen. Katharina kocht ein frisches Süppchen, das ihre Mutter aber ablehnt. Nach einer schweren Woche bildet sie sich ein, dass es etwas besser geworden ist. Ihre Mutter ist wacher als zuvor und sorgt sich darum, ob alles in Ordnung ist. Sie fängt an von der Suppe zu kosten. »Ein gutes Zeichen«, sagt sich Katharina. Langsam, langsam wird es besser. Das Fieber geht zurück und sie hat aufgehört zu schwitzen. Aufstehen kann sie immer noch nicht. Die morgendliche Versorgung dauert lange. Für ihre langen Haare und ihren Zopf benötigt Katharina eine halbe Stunde. Jetzt, wo es bergauf geht, geht es auch Katharina besser. »In der Webstube hat man sich nach ihrer Mutter erkundigt«, sagt ihr Stefan. Katharina fällt auf, dass viel Arbeit liegengeblieben ist. Sie kümmert sich jetzt auch um die Haus arbeit. Viel Milch war sauer geworden. Die gießt sie in große Leinenbeutel und hängt sie draußen zum Abtropfen auf. »Was ich mit dem Quark machen werde weiß ich nicht. Vielleicht wird Käse daraus?«, denkt Katharina. Wichtiger ist, dass Mama wieder auf die Beine kommt. Am Krankenlager hat Katharina viel von ihrer Mutter erfahren. Es dauert bis Ostern bis sie wieder Gesund ist.