Katharinas Vater

Katharinas Vater

Katharinas Vater aus dem Roman Katharina, der letzte Winter im Buchenland von Alfred Wanza

Am nächsten Tag macht Katharinas Vater, der in der Nähe im Steinbruch arbeitet, auf alle einen nervösen Eindruck. Ihre Mutter frage ihn: »Josef, warum gehst du immer in die Werkstatt und kommst aufgeregt zurück?« Als wenn er auf diese Frage gewartet hat: »Wir wurden im Steinbruch vom Schnee überrascht und es musste alles schnell gehen. Jetzt weiß ich nicht, ob ich sämtliche Kapseln in den Bohrlöchern wiedergefunden habe. Ich zähle sie immer wieder durch. Ich weiß auch nicht, wo ich die feuchten Kapseln trocknen kann?«. Als niemand zu Hause ist reitet ihn der Teufel. Plötzlich kommt er auf die Idee, die gefährlichen Kpseln in die Küche zu holen, um dort genau nachzusehen. Dann holt er auch noch die restlichen Kisten in die Küche, um alles in Ruhe zu ordnen und zu überprüfen. Das feuchte Material legt er zum Trocknen in den warmen Backofen. Als Katharinas Mutter nach Hause kommt, hatte er alles weggeräumt und wirkt ruhiger, obwohl er weiß, dass seine Frau panische Angst bekommt, wenn er mit diesem Zeug in der Küche war. Sie hat schlechte Erfahrungen mit solchen Aktionen gemacht. Das Malheur tritt erst später ein. Als Katharinas Mutter Brot in die Backröhre schiebt und es einen lauten Knall gibt, weiß sie sofort was sich abgespielt hat. Sie kennt die Schwächen ihres Mannes genau. Einmal flog mit einem lauten Knall ein Topf von der Herdplatte. Schon winzig kleine Krümel dieses gefährlichen Stoffs haben eine verheerende Wirkung. Katharinas Vater tut alles lächelnd ab. »Es kann schon nichts passieren«. Das tröstet ihre Mutter wenig. Im Handumdrehen hängt der Haussegen schief. Katharinas Mutter benötigt etwas Zeit, um sich von dem Schrecken zu erholen. Kleinlaut geht Katharinas Vater ihr jetzt aus dem Weg. »Dieser verflixte Stoff bringt nur Unheil in unser Haus«, ist die Meinung der beiden Frauen. Katharinas Vater macht immer noch einen bedrückten Eindruck. Ob er aufgrund dieser Geschichte bedrückt ist oder ob er noch etwas anderes hat, wissen die Frauen nicht. Ihre Mutter und sie ahnen weiteres Unheil auf sie zukommen und nehmen sich vor, ihn am nächsten Tag anzusprechen. Als sie abends in der Küche sitzen, fragt Katharina: »Tata was ist los mit dir, du gefällst uns nicht?«. – Tata ersetzt hier das Wort Papa -. Jetzt erzählt er freimütig was geschehen war: »Ihr habt mitbekommen, dass die rumänischen Nationalisten immer frecher werden. In diesem Sommer haben sie uns im Steinbruch aufgesucht und mit meinen Leuten gesprochen. Sie versuchen sie gegen mich aufzubringen. Meine Leute haben mir gesagt, ich würde sie schlecht bezahlen. Mir ist klar, dass sie einen Keil zwischen uns treiben wollen, denn unter meinen Arbeitern befinden sich viele Rumänen«. »Sie haben auch die Lohnübergabe am Steinbruch beobachtet. Es ist bekannt, dass unser Auftraggeber jeden Freitag mit der Kutsche vorfährt und uns den Sold bringt. Manchmal steigt er ab, manchmal wirft er uns das Geld vor die Füße, während wir ihm unsere Arbeit zeigen. Ich weiß nicht, ob sie wissen, dass er Jude ist. Jedenfalls meinen sie, die Arbeiter müssen sich mehr durchsetzen und bedrohen mich«, erzählt Katharinas Vater die ganze Geschichte. »Da ich das gefährliche Material nebenan im Schuppen habe, mache ich mir jetzt Sorgen«. »Dass sie es zur Explosion bringen, kann ich mir nicht vorstellen«, versucht Katharina ihn zu beruhigen. »Das glaube ich auch nicht«, antwortet ihr Vater, »aber ein Diebstahl ist schon möglich«. Das würde Katharinas Vater in Erklärungsnot bringen. Katharina kann nicht an sich halten und zieht vom Leder: »Diese verdammten Nationalisten! Ich hab geglaubt, die hören irgendwann auf Druck auszuüben. Ihr findet es toll hier. Ich nicht!« Nach dem ersten Schock kommen die beiden Frauen ins Grübeln. Spontan schießt Katharina eine Idee in den Kopf: »Onkel Johann nebenan hat doch zwei Hunde. Was hältst du davon, wenn wir einen als Wachhund zu uns holen. Dein Bruder hat im Steinbruch die Gespräche mit den Legionären bestimmt mitbekommen? Er wird dir auf jeden Fall helfen«. Ihr Vater stutzte: »Wie stellst du dir das vor?« Locker antwortet Katharina: »Dass bekommen wir schon hin!«. Katharinas Mutter zuckte nur mit den Achseln: »Meint ihr?« Am nächsten Morgen steht Katharinas Vater schon in der Küche: »Ich hab die ganze Nacht nicht geschlafen und über euere Idee nachgedacht. Mir ist auch nichts Besseres einge fallen. Fragt Johann und Rosa, ob sie einen von den Hunden hergeben?«. Katharinas Mutter spricht am nächsten Tag mit Rosa und bringt gleich den kleineren von beiden Hunden mit. Es ergeben sich keine Schwierigkeiten, weil der Hund sie kennt. Mit einer Schüssel Futter und einer Schale Wasser wird er in der Werkstatt eingesperrt. Bango, so heißt der Hund, bezieht problemlos sein neues Quartier. Wegen des Futters, wie sich später herausstellt. Niemand hat über die Folgen der Trennung der beiden Hunde nachgedacht. Mit gegenseitigem Bellen machten sie auf sich aufmerksam. Jetzt wissen sie nicht, ob sie sich ein neues Problem eingehandelt haben. Nach einigen Tagen hören die Hunde auf zu bellen. Bango bellt nur noch, wenn jemand am Haus vorbeigeht. Sie haben zwar das Gefühl gut bewacht zu werden, ob das aber auch im Ernstfall helfen wird, wissen sie allerdings nicht. Haupt sache ihr Vater hat sich wieder beruhigt.