Mit dem Pferd im Dorfteich

Mit dem Pferd im Dorfteich

Die Krönung für jeden Jungen im Dorf war auf dem Rücken eines Pferdes im Teich durch das Pferdeloch zu schwimmen. Das Pferdeloch war die tiefste Stelle im Dorfteich. Da Pferde von Natur aus schwimmen können fangen sie an, wenn sie keinen Boden unter ihren Hufen haben, mit ihren Beinen zu rudern. Da es für sie ungewohnt ist, kehren sie schnell wieder um. Der Großvater von Fredis Freund war Neubauer und hatte eine braune Stute. Sie hieß Liesa und kannte Fredi und seinen Freund genau. Da sie Liesa an ihr Herz geschlossen hatten, wieherte sie immer wenn sie die beiden sah. Eines Tages im Sommer begegneten sich Fredi und sein Freund Gerhard auf der Dorfstraße. „Weißt du, wann wir Liesa wieder ausreiten dürfen?“, frage ihn Fredi. „Ja, morgen Nachmittag können wir Liesa haben“, antworte er, „mein Opa hat schon gefragt, wann wir mit Liesa an den Teich wollen?“. „Das ist toll, dann komme ich morgen vorbei“, antwortete Fredi im Weitergehen. In der Erntezeit arbeiteten die Pferde auf dem Feld und waren verschwitzt und schmutzig. Gerhards Opa legte großen Wert darauf, dass sein Pferd sauber ist und gestriegelt und gebürstet wird. Für die beiden war das eine willkommene Gelegenheit, mit dem Pferd durch das Pferdeloch zu schwimmen. Am nächsten Tag trafen die beiden mit der braunen Stute zusammen. Liesa wieherte schon, als sie die beiden sah. „Ob sie wohl weiß, was wir mit ihr vorhaben?“, fragte Fredi. „Aber genau, den wir haben gemeinsam Spaß“, antwortete sein Freund. Ihr Pferd hatte nur Zaumzeug um. Mehr brauchten die beiden auch nicht. Zum Reiten benötigten sie keinen Sattel. Sie streichelten ihren Hals und gaben ihr einen leichten Klaps. Das mag sie, stellte Fredi fest. Er stellte sich an Liesas Seite und machte mit seinen Händen eine Leiter, damit Gerhard aufsitzen konnte. Am Anger angekommen fragte er ihn, „soll ich Liesa führen?“. „Ich möchte alleine reiten“ antwortete er. Es war nicht schwierig, weil Fredi nebenher lief. Als sie am Dorfteich ankamen, machte man ihnen den Weg frei. Fredis Freund ritt gleich ins Wasser. Liesa stampfte mit ihren Hufen und als sie im Pferdeloch ankam, fing sie an zu schwimmen und kehrte  zurück. „Das ist das Pferdeloch“, rief Gerhard Fredi zu. Als die beiden wieder rauskamen, machten sie Liesa an der roten Mauer fest. Fredi hatte Striegel und Bürste mitgenommen. Jetzt machten sie sich an die Arbeit und schrubbten den großen Körper von Liesa trocken. „Merkst du, wie gut ihr das tut?“, fragte Fredi. „Deswegen sind wir auch ihre Freunde“, erwidert Gerhard. Fredi freute sich schon auf den Heimweg, denn jetzt konnte er auf Liesa reiten. Er konnte die Zeit nicht mehr abwarten und sagte zu seinem Freund, „mach schon die Leiter, damit ich rauf kann“. Nun saß er wie ein kleiner König auf dem Pferdrücken. Er hatte jedoch nicht damit gerechnet, dass Liesa durch ihre Pflege übermütig geworden war. Gerhard konnte sie nicht mehr festhalten, als sie im Galopp den Heimweg antrat. Sie kannte den Weg genau und wurde immer schneller. Jetzt musste Fredi sein ganzes Geschick beweisen, auch ohne Sattel auf ihrem Rücken sitzen zu bleiben. Zum Glück wurde sie wieder langsamer und Gerhard nahm sie wieder an die Leine. „Was war das den?“, fragte er ganz außer Atem. „Das nächste Mal willst du bestimmt zurückreiten“, war Fredis Kommentar. Sie hatten ihren Spaß und Gerhards Großvater bekam ein gestriegeltes und sauberes Pferd zurück. Als Liesa auf dem Hof den Großvater sah, fing sie laut an zu wiehern. „Das muss aber schön gewesen sein“, sagte er, als er sie in den Stall führte. Sie brachten frisches Heu hinterher. „Liesa soll es gut bei uns haben“, war die Meinung von Gerhard. Nicht nur im Sommer hatten sie ihren Spaß mit Liesa. Im Winter, wenn es keine Arbeit für das Pferd gab, wurde Liesa vor die Kutsche oder vor den großen Schlitten gespannt.

Schlittenfahren machte ihnen und dem Pferd viel Spaß. Vor allem wenn die Glocken am Halfter bimmelten. An den großen Schlitten wurden kleine Schlitten angehängt, die in den Kurven meist umkippten. Gerhards Opa fuhr als vorsichtiger Kutscher langsam und blieb stehen, wenn die angehängten Schlitten im Schnee lagen. Fredi kann sich gut daran erinnern, wie sich Liesa freute, wenn sie die beiden Freunde sah. Fredi bildete sich ein, dass sie Beide verstand. Heute kann Fredi einen Pferdeflüsterer gut verstehen. Leider hatte er nie wieder die Gelegenheit auf einem Pferd zu reiten, obwohl ihm das Herz aufgeht, wenn er in der Nähe eines Pferdes ist.