Nachdenkliches

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Die Kindheit

Die Kindheit fühlt sich wie die Hälfte des Lebens an, obwohl sie nur wenige Jahre zählt. Kinder sind neugierig und unbefangen. Kinder lernen täglich etwas Neues dazu, nicht nur in der Schule.

Kinder sind neugierig, auch auf Dinge die für Erwachsene selbstverständlich sind. Weil es so ist haben sie auch einen Blick für Kleinigkeiten. Wenn sie etwas fasziniert können sie es stundenlang beobachten und daraus lernen. Ihre Ehrlichkeit macht sie unbefangen und offen für die Wahrnehmung. Sie haben Spaß an vielen kleinen Dingen, die Erwachsene nicht wahrnehmen. Kinder sind vor allem mit Begeisterung und Leidenschaft bei allem was sie tun. Sie genießen den Moment und leben im Jetzt. Heute werden sie allerdings auch durch Handy und Computerspiele abgelenkt. Weil sie keine Vorurteile haben, gehen sie auch unbeschwert an Dinge heran. Sie können lachen und sich an Kleinigkeiten erfreuen und auch Erwachsenen gut zuhören.

Kleinere Kinder haben noch kein Zeitgefühl. Das entwickelt sich erst mit den Pflichten und Aufgaben in der Schule. Immer wieder versuchen sie auch dort auszubrechen. Kinder nehmen die Zeit, in der sie aufwachsen unbewusst und intensiver wahr als Erwachsene, denn sie haben keine Vergleichsmöglichkeiten. Bei Kindern ist es so wie es ist. Die Zeit bleibt in der Wahrnehmung der Kinder einzigartig. Weil Kinder subjektiv immer wieder neue Eindrücke wahrnehmen, bleiben auch viele davon in ihrem Gedächtnis hängen und lassen den verstrichenen Zeitraum in ihrer Kindheit rückblickend länger erscheinen. Erst im Alter nehmen die neuen Eindrücke ab, wodurch die Erwachsenen ein beschleunigtes Zeitempfinden entwickeln.  

Janusz Korczak hat es sehr schön beschrieben: Kinder haben eine andere Uhr, einen anderen Kalender, sie messen die Zeit anders. Ihr Tag teilt sich auf in kurze Sekunden und lange Jahrhunderte, Kinder und Erwachsene stören sich gegenseitig. Es wäre schön, wenn man abwechselnd klein und groß sein könnte. Wie Sommer und Winter, wie Tag und Nacht. Dann würden sich Kinder und Erwachsene besser verstehen.

Die Jugend

Unter Jugend versteht man die Zeit zwischen Kindheit und Erwachsensein. Eine Zeitspanne zwischen dem 13. und 25. Lebensjahr. Eine schöne Zeit meinen Viele. Ist es wirklich so? Eine wichtige Lebensphase, die zwischen Leichtigkeit und Verantwortung alles beinhaltet. In der Lebenszeit von der Kindheit bis zum Erwachsensein spielt sich viel ab, obwohl diese Zeit auch von verschiedenen Umständen abhängig sein kann. Es ist ein großer Unterschied, ob man diese prägende Phase im Krieg, in der Nachkriegszeit oder im Wohlstand erlebt hat. Man könnte diese Zeitabschnitte auch in Epochen einteilen, in denen die jungen Menschen beeinflusst und geprägt werden. Die Alten sagen häufig „die Jugend von heute“ und begreifen dabei den Unterschied nicht. Sie können nicht so sein, wie sie selbst, weil sie eben in einer anderen Zeit aufwachsen. Hier haben wir es wieder: „Alt und Jung passen nicht zueinander“.

Die schwierigste Zeit bei heranwachsenden Jugendlichen ist bekanntermaßen die Pubertätsphase. Im Volksmund heißt es, dass sie in dieser Zeit „weder Fisch noch Fleisch“ sind. Während sie im Kindesalter naiv und neugierig die Welt erkunden, ist das Gehirn in der Phase Geschlechtsreifung eine Baustelle, in der es im wahrsten Sinne des Wortes umgebaut wird. Auch der Körper verändert sich und bringt zusätzlich das Gehirn durcheinander. Wie soll ein Erwachsener das verstehen? Anscheinend hat er diese Phase nicht wahrgenommen oder gar vergessen. Kein Wunder, dass Erwachsene die Pubertierenden nicht verstehen.

Zweifel, Unsicherheit, Spaß, Freude und Unternehmungslust führen die jungen Menschen in eine intensive Selbstwahrnehmung. Alles ganz normal! Das Beste was Eltern in dieser Zeit aufbringen sollten, ist „Verständnis“.

Natürlich ist das eine schwierige Zeit für unsere jungen heranwachsenden Menschen und nur deshalb versuchen sie sich dem Zugang zu den Erwachsenen zu entziehen und bevorzugen das Leben in ihrer Community. Mit Gleichgesinnten kommen sie viel besser zurecht. So schön diese Gemeinsamkeit sein kann, so risikobehaftet ist sie auch manches Mal. Es ist eben meist keine geschlossene Gesellschaft. Gute und schlechte Gewohnheiten können eingeschleust und so zur Gepflogenheit werden. Es ist nicht immer leicht, zwischen guten und schlechten Freundschaften zu unterscheiden. Neue Reize dominieren und finden einen günstigen Nährboden. Es bleibt zu hoffen, dass die Schützlinge eine Portion Misstrauen und Vorsicht mit auf den Weg bekommen haben und „schlechten Umgang“ von sich aus vermeiden. Draußen warten viele Risiken. Die Alternativen wären „Einzelgänger-“ oder „Stubenhocker“. Wer will das schon sein?

Man darf auch nicht vergessen, dass Jugendliche über viel Energie verfügen und diese auch einsetzen. Sie erbringen Höchstleistungen im Sport und im Unterricht. Sie machen ihren Schulabschluss oder das Abitur, sie absolvieren in dieser Zeit ihre Ausbildung oder studieren und legen so das Fundament für ihr weiteres Leben. Eine wichtige Zeit!

Jeder von uns weiß, welchen Gefahren junge Menschen ausgesetzt sind und täglich kommen neue hinzukommen. Berührung mit Alkohol, Rauchen und auch Drogen mit unabsehbaren Folgen können sich einschleichen. Sozialmedien und Computerspiele haben häufig schon früh Einzug gehalten. Die körperliche Entwicklung löst auch erstes Verlangen nach Liebe und Sex aus, das von Erfahrenen ausgenutzt werden kann. Auch Abenteuerlust, Neugierde und Mut sind in dieser Lebensphase nicht zu unterschätzen. Wie sollen sie das alles unter einen Hut bringen?

Nur einfühlsame Eltern können das abfedern, wenn es ihnen gelingt zu den „besten“ Freundinnen und Freunden ihrer Kinder zu zählen. So können sie ihre Vorbildfunktion wahrnehmen. Nur den Zugang zu ihren Kindern sollten sie bereits früh gefunden haben.

Ein alter Spruch sagt. „Jugend vergeht, Tugend besteht“

Das Erwachsensein

Juristisch ist man erwachsen, wenn man volljährig ist. Es gibt Menschen, die nie erwachsen werden und andere, die sehr früh erwachsen sind. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Auf jeden Fall ist es der längste Lebensabschnitt im Leben eines Menschen. Erfahrungen und Gelerntes aus der Kindheit und der Jugend stellen den Grundstock dar. Der Zeitabschnitt, den der Mensch in dieser Phase durchläuft, prägt ebenfalls sein Erwachsensein, das durch neue Erfahrungen und neue Erkenntnisse aufgefrischt wird. So sollte es sein.

Jeder von uns weiß, was im Erwachsenenalter geschieht. Wir heiraten, bekommen Kinder, übernehmen Verantwortung und schaffen, wenn möglich, bleibende Werte. Das Leben bietet, wie immer, aber auch hier viele Alternativen, die oft dem aktuellen Zeitgeschehen unterliegen. Es gibt Singles und Menschen die sich für eine andere Lebensform entscheiden. Warum auch immer. In einer freien und offenen Gesellschaft ist vieles möglich. Es ist eine andere Frage, ob es immer richtig ist. Daher mag man es als „konservativ“ einstufen, wenn man heiratet, Kinder großzieht und damit Verantwortung übernimmt. In einer modernen und offenen Gesellschaft denken Menschen manchmal anders. Sie wollen keine Kinder, sie wollen das Leben genießen und Spaß haben. Auch wenn sie hierbei wirtschaftliche Verantwortung übernehmen, vernachlässigen sie unbewusst die Weiterentwicklung der Gesellschaft. Soll heißen, wenn man sich auf diese Weise der gesellschaftlichen Verantwortung entzieht und nicht für Nachwuchs sorgt, stirbt eine Gesellschaft früher oder später aus. Es ist ein langer und schleichender Prozess, der zunächst nicht auffällt. Aber auch hier hält die Evolution Alternativen bereit. So entstandene Lücken werden aufgefüllt. Keine Angst, die Gesellschaft stirbt nicht aus, sie verändert sich nur. Dieser langsame und nicht immer beabsichtigte Veränderungsprozess verschiebt vielleicht das Kräfteverhältnis und schafft eine andere Gesellschaft. Das kann die Politik nicht abfedern und sie wird es auch nur zum Teil beeinflussen können. Auch kann man sich die Frage stellen, warum geschlossene Gesellschaften (Autokratien) häufig anders funktionieren? Sie greifen nämlich steuernd ein. Was ist besser, was ist schlechter. Wir, nein unsere Kinder und Enkelkinder, werden es erleben.

Das Alter

Wann man alt ist, kann biologisch erklärt werden, kann aber trotzdem sehr unterschiedlich sein. Es gibt Mensch, die schon sehr früh altern und es gibt andere, die immer „jugendlich“ bleiben. Obwohl Alter eine fiktive und subjektive Bezeichnung ist, gibt es deutliche Merkmale. Schon im Erwachsensein wird für das Alter vorgesorgt. Weiß man doch sehr genau, dass im Alter die Gesundheit und Energie nachlässt, auch wenn die heutige Medizin vieles im Vorfeld abfedert. Insofern ist die Altersvorsorge und die sich anschließende Pflegevorsorge ein wichtiger Baustein unserer Gesellschaft. Gesellschaftsformen, in denen die Jungen auch finanziell für die Alten sorgen, sind Geschichte, zumindest bei uns. Da es in den letzten Jahrzehnten auch bei uns so gut wie keine Großfamilien mehr gibt, besteht bei den Älteren die Gefahr der Vereinsamung und Vernachlässigung. In Frankreich gibt es „aussterbende“ Orte, in denen sich offiziell Postboten um alte Menschen kümmern, weil sie im Zeitalter der elektronischen Post weniger Briefe auszutragen haben.

Zum Glück gibt es auch ältere Menschen, die noch im hohen Alter aktiv sind und das Altsein genießen. Es gibt viele Möglichkeiten, dass für das Alter angesparte Geld auszugeben. Auf Kreuzfahrtschiffen und in Kurorten sind häufig Pensionäre anzutreffen. Wenn die Gesundheit mitspielt, kann auch Altsein schön sein, vor allem, wenn es gesellschaftlich unterstützt wird. Leider bekleckert sich die Politik nicht mit Ruhm, wenn sie Jung gegen Alt ausspielt, was zu Neid führen kann.

Die vergessene Generation  

Kriegs- und Flüchtlingskinder sind eine vergessene Generation. Groß waren Scham und Sorgen der Erwachsenen. Die Nachkriegsgeneration bestand überwiegend aus alten Männern und Frauen und Müttern mit Kindern meist ohne Väter. Es darf nicht vergessen werden, dass es häufig alleinstehende Mütter waren, die mit Selbstaufopferung ihre Kinder durch diese schlimme Zeit brachten. Viele Väter waren im Krieg geblieben oder galten als verschollen. Besonders tragisch hatte es Kinder getroffen, die ganz auf sich gestellt waren oder Kleinkinder in Heimen, deren Namen niemand kannte.  

Überleben und Durchkommen war den Menschen wichtig. Statt Aufarbeitung erfolgte Verdrängung. Auch die Öffentlichkeit und die Forschung hatte an den Problemen der Kinder und Menschen dieser Zeit wenig Interesse. Unsagbar großes Leid und Schwierigkeiten kennzeichneten diese Zeit. Der Schritt in ein neues Leben mit vielen großen Aufgaben stand im Vordergrund. Es fehlte die Zeit und das Verständnis für eine Aufarbeitung. In der DDR hatte mit Geschick die Politik für Ablenkung gesorgt. Die Entwicklung ging so rasant voran, dass nur noch das Verdrängen übrig blieb. Wer wollte sich schon gern mit der Vergangenheit und der Nazizeit mit ihren Gräueltaten auseinandersetzen. Erst der Krieg in den 90er Jahren mit deutscher Beteiligung in der europäischen Nachbarschaft ließ alte Erinnerungen wach werden. Zu spät für eine Aufarbeitung, aber Zeit zum Erinnern an die eigene Kriegserfahrung. Nach und nach widmete sich die Öffentlichkeit, und nur zaghaft auch die Forschung, diesen Themen. Es gab viele Tabus, so das es kein Wunder war, dass sich die folgenden Generationen nur am Rande mit der Aufarbeitung der Vergangenheit beschäftigten und sich die Generationen auch später fremd blieben. Wie sollten sie sich auch verstehen, wenn sie ihre Kindheit auf jeweils unterschiedlichen Planeten erlebten. Kinder empfanden es häufig als Desinteresse ihrer Eltern, wenn Gefühle nur selten zugelassen wurden. Die Langzeitfolgen sind bis heute unerforscht. Die Kriegsfolgen werden so unbewusst auf weitere Generationen übertragen. Selbst bei bekannten Problemen hätte niemand gewagt einen Psychologen zu Rate zu ziehen.