Maria Gheorghiu, geborene Exner
In Suceava 2019:
Maria Gherighui und ihr Bruder Otto Exner
In der Mitte: Die Bukowinafreunde – links Alfred Wanza, rechts Emilian Fedorowitsch
Maria Gheorghiu, geborene Exner, berichtet aus ihrem Leben
Die frühe Entwicklung:
Am 27. Juli 1948 kam die Mutter von Maria Gheorghiu mit einem Fahrzeug des Roten Kreuzes in Suczawa an. Sie durfte Sibirien verlassen. Schon wenige Tage später wurde am 05. August 1948 Maria in Suczawa geboren. Ihr Vater verblieb noch zwei Jahre im sibirischen Lager. Die Großmutter, die verwitwet war, weil ihr Ehemann bereits im Ersten Weltkrieg in Österreich gefallen war, brachte ihre hochschwangere Mutter bei sich unter. Zusammen lebten sie noch einige Zeit in Suczawa. Als nach zwei Jahren ihr Vater aus Sibirien zurückkam, zog die Familie in die mehrere Kilometer entfernte Stadt Mediasch. Nachdem sich ihre Eltern im Jahr 1955 scheiden ließen, zog ihre Mutter mit den Kindern zurück nach Suczawa, denn im Jahr 1953 wurde ihr Bruder Josif Otto geboren.
In Suczawa besuchte Maria den Kindergarten und anschließend die Grundschule. Im Gymnasium machte sie im Jahr 1966 das Abitur. Danach schrieb sie sich in der technischen Schule ein, die sie drei Jahre später als Baumeister für Straßen und Brücken beendete. Im gleichen Jahr bekam sie eine Anstellung als Projektant-Technikern. Im Jahre 1974 heiratete sie dann Duiliu Gheorghiu. Zwei Jahre später wurden Maria Gheorghiu und ihr Mann an das gleiche Projektinstitut nach Botoschani versetzt. Hier arbeiten sie noch drei Jahre, bis sie 1994 wieder nach Suczawa zogen.
Die Gründung der Foren:
Im Jahr 1994 gründete sie zusammen mit ihrer Mutter Rosa, ihrem Bruder Josif Otto Exner und anderen Familienmitgliedern das Regionalforum Buchenland. In dieser Zeit setzte sich Maria Gheorghiu für die Kultur der Buchenlanddeutschen ein, die sie von ihrer Großmutter und Mutter ein Leben lang erfahren hat und die sie auch Jahr für Jahr in der Familie und mit Verwandten und Bekannten im Pfarrhaus der Katholischen Kirche pflegte. Bis zum heutigen Tage ist sie Vorsitzende des Regionalforums. In der Zwischenzeit hat sie viele Heimattreffen der Buchenlanddeutschen organisiert. Zu den Heimattagen hat Maria Gheorghiu viele Buchenlanddeutsche und deren Nachfahren eingeladen und versorgt. Fehlen durften nie die Landsleute aus Czernowitz, der ehemaligen Hauptstadt der alten Bukowina und aus Chișinău, der Hauptstadt von Moldau, sowie Deutsche aus ganz Rumänien und dem Ausland. In diesem Jahr (2024) hat sie zur zwanzigsten (XX.) Auflage der Heimattage in der Zeit vom 23.-26. August in Gura Humora mehr als zweihundert Gäste eingeladen. Wieder einmal werden viele Gruppen mit Volkstänzen und Volksliedern auftreten. Die alte Tradition des Trachtenumzuges wird auch bei diesen Heimattagen nicht fehlen. Diese Treffen sind inzwischen weit über die Grenzen hinaus bekannt geworden. Am 17. Juni 2014 wurde Maria Gheorghiu die Medaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland sowie die Urkunde für Anerkennung der um die Bundesrepublik Deutschland erworbenen besonderen Verdienste des Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland Joachim Gauck anlässlich der Heimattage durch den Deutschen Botschafter in Rumänien verliehen.
Heute stellt sich Maria Gheorghiu die Frage, wie es weitergehen wird? Denn inzwischen leben nur noch wenige Deutsche. Es hat sich bisher auch niemand gefunden, der ihre Arbeit fortsetzen wird. Die Zuschüsse vom rumänischen Staat fallen von Jahr zu Jahr geringer aus. Nur noch vom Hilfswerk Schwaben-Bukowina e.V. fließen Mittel, mit denen sie einen Teil der anfallenden Kosten für die Treffen decken kann.
Verfasst von Maria Gheorghiu am 09.07.2024
– Verändert in die Dritte Personenform von Alfred Wanza –
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Deportation von Bukowinadeutschen in die Sowjetunion – Ortfried Kotzian, Ioana Scridon, Luzian Geier
2015 brachte das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien – Regionalforum Buchenland (Bukowina) Suceava das Buch mit dem oben aufgeführten Titel heraus, zu dem Maria Gheorghiu folgendes zum Geleit schrieb.
Zum Geleit
“Erinnerung wendet sich gegen das Vergessen!”
Motto nach Landesbischhof D. Dr. Christof Klein, Hermannstadt/Sibiu
Dieses Buch möge eine Erinnerung und ein öffentliches Gedenken für alle Betroffenen und die Deportationsopfer sein, meinerseits auch eine Huldigung und Danksage an meine Mutter Rosa Kohl-Exner sowie an meinen Vater Otto Exner, die ihre Jugendzeit, die “schönste” Zeit des Lebens, unter menschenunwürdigen und erniedrigenden Umständen, in unsagbarem Verzicht und Leid, als unschuldige Opfer beim Wiederaufbau in der damaligen Sowjetunion (Kubandik, Mednagorsk, Rikiteanka) verbracht haben. Mein Dank gilt aber auch allen Mitarbeitern an diesem Buchvorhaben, vor allem denen, die die Berichte gesammelt haben, so lange es nicht ganz zu spät war. Durch sie legt diese Publikation Zeugnis ab, was die Betroffenen im Einzelnen erlebt haben. Es soll aber auch allseits ein Zeichen des Respekts sein vor dem Lebens- und Überlebenswillen dieser Menschen in einer fernen, fremden, feindlichen (Um)Welt. Ohne Freizeit und ohne minimale persönliche Freiheit, streng bewacht und umzingelt von Stacheldraht, mussten sie in kalten Notbaracken Jahre lang ihr Leben fristen, immer Hunger leidend, schwach und krank schwerste Arbeit in den Kohlengruben sowie beim Aufbau von zerstörten Fabriken leisten.
Das unsagbare Leid und die Opfer der damaligen deportierten Deutschen aus dem Buchenland, aus dem ganzen Land sowie den meisten Nachbarländern, ihre Not und Verzweiflung wie auch ihr versuchter Überlebenskampf sollte man Jahr für Jahr in Erinnerung rufen, um diese Greuel nicht zu vergessen und dabei für ihre armen Seelen beten.
Gott schenke allen die ewige Ruhe.
Antonia-Maria Gheorghiu, Vorsitzende des Regionalforums der Buchenlanddeutschen