Ostern in Poschoritta


Ostern in Poschoritta aus dem Roman Katharina, der letzte Winter im Buchenland

Bei Katharina, ihren Eltern und ihren Geschwistern bleibt dieses Osterfest in besonderer Erinnerung. Das Trauerjahr für die verstorbene Baba ist noch nicht zu Ende und ihre Mutter ist wieder gesund. Erwartungsvoll holt Katharina mit Viorel den Besuch aus Czernowitz vom Bahnhof ab. Es gibt nur noch kleine Schneereste. In den Bergen und in den Tälern erwacht zaghaft die Natur. Freudig und mit Schwung laden sie das Gepäck auf und steigen in den Wagen. Mit dem Schlitten können sie jetzt nicht mehr fahren. Sie rücken dicht zusammen und fahren durch das Dorf. Wieder an der Moldova mit den Bergen Adam und Eva im Hintergrund vorbei. Vor der Hoftor warten Katharinas Eltern und Geschwister. Nur die Baba fehlt dieses Mal. Nach der Begrüßung laufen die Kinder in den Garten und in den Stall. Aufgeregt läuft der Hund hinterher. Bei der Begrüßung der Tiere stellen sie fest, dass einige Tiere fehlen. Sie fragen aber nicht, was mit ihnen geschehen ist und kommen in die Stube. Sie fragen, wo ist Baba? Dann stocken sie. Ach ja, jetzt fällt ihnen ein, dass Baba ihre Ankunft vom Himmel aus beobachtet hat. Sie vermissen sie sehr. Durch den Austausch von Neuigkeiten überbrücken sie die angespannte Situation. Katharina interessieren Neuigkeiten aus der Stadt. Die Gäste sprechen das erste Mal über Gerüchte, die Ungewissheit in der Stadt verbreiten. Da Katharinas Familie im Dorf hinter dem Mond lebt, verstehen sie nicht, was ihnen die Städter erzählen. Sie sprechen lieber über Ostern. Da der Ostersamstag der letzte Fastentag ist, werden sie heute keine Fleischspeisen essen. Es gibt Forellen mit Kren (Meerrettich), die vom Hausherrn aus dem Bach hinter dem Garten gefangen wurden. Die Kinder freuen sich auf die Powidltascherln und die verschiedenen Süßspeisen. Am Tisch bleibt der Stuhl von Baba leer. Sie schließen sie in ihr Tischgebet ein. Im Herzen ist sie bei ihnen. Die Kinder vertreiben schnell die aufkommende Schwermütigkeit mit Fragen nach dem Ostereiersuchen. Ostersonntag schleicht sich Katharina früh aus dem Haus, um an verschiedenen Stellen im Garten Ostereier und Süßigkeiten in kleinen Nestern aus Heu zu verstecken. Schon vor dem Frühstück rennt die Kinderschar mit Körben aus dem Haus. Aufgeregt vergleichen sie beim Frühstück was sie gefunden haben. Zum Osterfrühstück wird gekochter Schinken mit Ei und Kren gereicht, begleitet mit der lustigen Tradition des Eierpickens. Nach dem der Frieden unter den Kindern hergestellt ist, machen sie sich auf den Weg in die Kirche. Vorbei an den mit bunten Eiern geschmückten Vorgärten begegnen sie herausgeputzte Rumänen. Ob in rumänisch oder in deutsch, die Menschen wünschen sich gesegnete Ostern oder besser »Christus ist auferstanden!«. Als sie mit dem Ostersegen aus der Kirche kommen, scheint ihnen die Sonne entgegen. Auf dem Heimweg fällt ihnen auf, dass vor dem Haus Buben herumlungern. Katharinas Vater geht jetzt etwas schneller, um zu sehen was sie wollen. Als sie an ihnen vorbei gehen, stellen sie Anspannung in ihren Gesichtern fest. Beunruhigt gehen sie ins Haus und bereiteten das Mittagessen vor. Bei allen war Unsicherheit spürbar. Da Katharinas Vater erst nach Ostern das gefährliche Material aus der Werkstatt in den Bunker im Steinbruch umlagert, wissen die beiden Männer, dass sich der Sprengstoff noch im Haus befindet. Erst als Katharinas Vater kopfschüttelnd erzählt, dass die beiden Burschen von ihm Dynamit zum Fische fangen kaufen wollten, löst sich bei allen die Spannung. Es kehrt wieder Ruhe ein, als sich die große Schar an den festlich gedeckten Tisch begibt. Es gibt leckeren Lammbraten mit Mamaliga (Polenta). Die Männer trinken heute Bier, das in Krügen aus der Gastwirtschaft herbeigeschafft wurde. Die Kinder bekommen Mohnnudeln. Die warme Sonne lockt sie bald wieder nach draußen. Der Kuchen und Torten für den Nachmittag stehen schon bereit. Die kräftigen Sonnenstrahlen und der ausgedehnte Spaziergang tut allen gut. Gelassen sehen die Frauen dem Ostermontag entgegen, an dem die Männer aus der Nachbarschaft die Frauen zum Begießen aufsuchen. Mit einem eingeschenkten Schnaps gelingt es ihnen die meist rumänischen Männer zum Weitergehen zu bewegen. Der Besuch und die vielen Gespräche haben Katharina davon abgehalten, zu Ostern Viorel und seine Familie zu besuchen. Erst bei Abreise der Gäste fährt Viorel wieder mit dem Wagen vor und bringt sie zum Bahnhof. Sie wollen schnell wie der nach Hause. Auch waren sie dieses Mal nicht so fröhlich wie sonst.