Siebenbürgen und Osteuropa
Vor etwa 850 Jahren traten deutsche Siedler aus dem Rhein–Mosel-Gebiet eine lange Reise in das ferne Siebenbürgen, im heutigen Rumänien an. Sie gründeten wunderschöne Städte wie Kronstadt, Hermannstadt und Schäßburg, die durch ihre mittelalterliche Architektur beeindrucken. Zur Verteidigung gegen Angriffe der Mongolen und Osmanen errichteten sie auf dem Land trutzige Kirchenburgen, die als Wehr- und Zufluchtsorte dienten und zu einer Besonderheit Siebenbürgens wurden. Im 18. Jahrhundert folgte eine zweite große Welle deutscher Auswanderer. Sie ließen sich im Banat und in der Bukowina nieder, die durch die Türkenkriege stark entvölkert waren. Obwohl geografisch nah beieinander, entwickelten die deutschen Gemeinschaften in diesen Regionen sehr unterschiedliche Bräuche und Traditionen, die das kulturelle Leben bereicherten und das Land aufblühen ließen. Sie haben viele Krisen überwunden, aber der Zweite Weltkrieg und die kommunistische Herrschaft trieben sie zur Heimkehr in das Land, aus dem sie ursprünglich gekommen waren.
Seit vielen Jahrhunderten trieben – sehr zum Leidwesen der lokalen Landwirte – siebenbürgische Hirten jedes Jahr ihre Herden über die Karpaten bis in die östliche Walachei und setzten mit Lastkähnen über die Donau über, um mit Erlaubnis der osmanischen Behörden ihre Herden in den Steppen der Dobrudscha weiden zu lassen.
Schon ab dem 12. Jahrhundert zogen Deutsche nach Osteuropa. Im Baltikum bildeten sie die Oberschicht. In Siebenbürgen waren es Bauern, die das Land urbar machten und stattliche Städte noch vor der Entstehung Berlins bauten. Im 18. Jahrhundert folgten weitere Wellen. Katharina die Zweite lud Deutsche ein, sich an der Wolga niederzulassen. Schwaben siedelten sogar in Georgien. Andere Deutsche zogen ins Banat, die Bukowina und an das Schwarze Meer. Der Sturm des Zweiten Weltkrieges vernichtete alles und trieb die „Volksdeutschen“ zurück in das Land, woher sie vor Jahrhunderten hoffnungsvoll aufgebrochen waren.